• Rezultati Niso Bili Najdeni

Transkulturelle Aspekte des Übersetzens Lili Novys im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg

Die Erfahrungen, die der Zweite Weltkrieg und die Jahre darauf mit sich brachten, erschütterten die Lyrikerin zutiefst.48 1941 überrollten die deutschen Truppen Jugoslawien und zwangen die königlich-jugoslawische Armee am 17. April desselben Jahres zur Kapitulation. Die Nachrichten und Berichte über Deportationen, Zwangsumsiedlungen, Misshandlungen, Folterung und Massenmorde unter der Besatzungsherrschaft der Deutschen lösten in Lili Novy einen innerlichen Zusammenbruch aus.49 Obwohl sie selbst nie gefoltert oder in ein Konzentrationslager gebracht wurde, konnte sie die traumatischen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges nie wirklich überwinden. Denn die Werte und Ideale ihrer deutschen Heimat, ihr Glaube an die Humanität, die Weltoffenheit, Erinnerungen an ihre Kindheit und ihre Erlebnisse in Wien, mit denen sie sich so stark identifizierte, wurden zerstört, was in einer existenziellen Krise resultierte. Ihre deutsche Identität wurde nämlich stark verletzt gerade wegen ihrer transkulturellen Biografie. Obwohl sie nach dem Krieg deswegen lange nicht mehr in der deutschen Sprache dichten konnte,50 gab sie das Übersetzen nicht auf. Sie fing sogar an, aus dem Deutschen ins Slowenische zu übersetzen.51 Im Kontext der

43 Welsch 1994, S. 17.

44 Vgl. Mugerli 2003, S. 18.

45 Stančić 2013, S. 152.

46 Ebd.

47 Vgl. Žigon/Kondrič Horvat/Udovič 2020, S. 190.

48 Vgl. Javoršek 1984, S. 139.

49 Ebd.

50 Es sei berichtet, sie habe nach dem Krieg kein einziges Gedicht mehr in der deutschen Sprache verfasst, was aber genauso angezweifelt werden kann, da ihre späteren deutschen Gedichte nie veröffentlich wurden und über ihr Dichten in der deutschen Sprache nur wenig bekannt ist.

51 Vgl. Javoršek 1984, S. 155.

15 Transkulturalität könnte das Übersetzen also als eine Art Heilprozess zur Überbrückung der traumatischen Erfahrungen dienen. Dadurch konnten ihre zwei Identitäten neu bzw. anders verflochten werden, womit sich bestätigt, dass die transkulturellen Prozesse kein statisches, sondern ein fluides System sind. Die Lyrikerin hat sich nämlich mit ihrer slowenischen und deutschen Identität so stark identifiziert,52 dass man sich fragen könnte, was wäre mit Lili Novy passiert, wenn sie ihre slowenische Identität nicht hätte? Wie könnte sie dann ihre existenzielle Krise überwinden? Darüber hinaus ist festzustellen, dass die Transkulturalität auch eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen dient.

Letztlich bleibt anzumerken, dass die binäre Betrachtung ihres Übersetzens ebenso wenig sinnvoll ist wie die ihres Lebens, da beide Identitäten auf die Dichterin synchron einwirkten.

52 Hier soll das „Identifizieren“ nicht mit Nationalitätsbezeichnungen oder politischen Überzeugungen verwechselt werden.

16

5 Transkulturalität in Lili Novys poetischem Werk

Auch bei der Auseinandersetzung mit dem poetischen Werk Lili Novys wird in der slowenischen Literaturwissenschaft – insofern überhaupt auf ihr Schaffen in deutscher Sprache eingegangen wird – überwiegend das Konzept des binären Systems angewendet.53 Dabei werden für die Analyse des poetischen Werks Begriffe wie „Dualismus“ und „zwei Welten“ häufig verwendet, beispielsweise in der Diplomarbeit Lončars54 und der Magisterarbeit Mugerlis.55 In den oben erwähnten Arbeiten werden Lili Novys deutsche und slowenische Gedichte getrennt analysiert und nur am Ende miteinander verglichen, wobei häufiger die Unterschiede und Trennpunkte hervorgehoben werden, was sie somit als

„Dichterin zweier Welten“ gelten lässt. Im Kontext des Transkulturalitätskonzept kann ihr Werk jedoch als eine heterogene Ganzheit betrachtet werden – einerseits im Hinblick auf die Sprache, was zunächst paradox erscheint, und andererseits im Hinblick auf die Kunst selbst.

Beide Sphären können nämlich als ein Transitraum betrachtet werden, innerhalb dessen durch Verfremdungen, Verluste, Überlappungen und Parallelen ihre kulturellen Grenzen (die deutsche und die slowenische) aufgebrochen werden.

Lili Novy begann die ersten Verse schon in ihren Jugendjahren zu schreiben.56 Die verfasste sie in der deutschen und sogar in der französischen Sprache. Obwohl Französisch für sie eine Fremdsprache war, die sie innerhalb ihres Privatunterrichts erlernte,57 fand sie darin genug

„Eigenes“ bzw. „Vertrautes“. Durch diese Überlappung entstand etwas, was sich außerhalb der sprachlichen und kulturellen Grenzen befand — ihre Poesie. In dieser Hinsicht können bei ihr die Spuren der Transkulturalität schon sehr früh wahrgenommen werden. In den darauffolgenden Jahren blieb Deutsch die Sprache ihres künstlerischen Ausdrucks. In diesen Gedichten drückt sie ihre Gedanken über die Vergänglichkeit, Einsamkeit, den Schmerz, Verlust, die Liebe, Natur, das Leben und den Tod aus.58 Erst viel später, in ihren reiferen Jahren, fing sie an in der slowenischen Sprache zu dichten, obwohl ihr das viele slowenische

53 In den Texten, in denen ihr Lebenslauf geschildert wird, wird ebenfalls stark zwischen Lili Novys slowenischer und deutscher Poesie differenziert. Hier denke ich besonders an Javoršeks und Vidmars Kommentare zu Lili Novys poetischem Werk. Javoršek spricht bei Lili Novy nämlich oft vom „Sieg“ der slowenischen Kultur (und Poesie) über der deutschen. Solche und ähnliche Kommentare sind höchstwahrscheinlich eine Folge der schwierigen politischen Lage, in der sich die slowenische Gesellschaft im 20. Jahrhundert befand.

54 Mugerli 2003.

55 Nika Lončar (2020): Analiza in recepcija slovenskih pesmi Lili Novy. Diplomsko delo. Ljubljana: Filozofska fakulteta.

56 Vgl. Javoršek 1984, S. 25–26.

57 Vgl. ebd.

58 Vgl. ebd., S. 72–86.

17 Autoren nicht zutrauten.59 Nach außen hin ereignete sich die Verschiebung von der deutschen zur slowenischen Sprache,60 als der slowenische Lyriker Božo Vodušek ein Gedicht veröffentlichte, in dem er Lili Novy auf eine ironische Art provozierte. Darauf antwortete sie mit ihren ersten veröffentlichten Versen in der slowenischen Sprache.

Lili Novys transkulturelle Biografie betrachtend, kann man jedoch nicht so pauschal von einer Verschiebung sprechen. Erstens, weil sie das Schreiben in der deutschen Sprache fast bis zu ihrem Tod nicht aufgab,61 und zweitens, weil die Sprache bei ihr als eine Suche nach einem neuen zeitlosen Raum gesehen werden kann, durch den sie sich definiert, was als typisch für Autoren mit transkultureller Biografie betrachtet werden kann.62 Sie schrieb nicht in der deutschen oder slowenischen Sprache, um ideologische oder nationale Ziele zu verfolgen,63 sondern durch die Sprachen neue Räume zu betreten und neue Ausdrucksformen zu finden, innerhalb deren sie ihre zwei Identitäten verbinden konnte.64 Für sie war die slowenische Sprache nämlich nie ein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um zu leben, zu denken und zu schaffen: ein wichtiger Aspekt der Sprache im Kontext des Transkulturalitätskonzepts.65 Auf die Frage, in welcher Sprache sie sich denn lieber ausdrückte, antwortete Lili Novys Enkel Ingo Paš, nicht die Sprache sei für die Lyrikerin entscheidend gewesen, sondern das „Wie“

und das „Was“, also ihre Poesie selbst. Was bedeutet, dass wir ihre Lyrik auch vor allem im Kontext ihrer Weltoffenheit und Transkulturalität lesen müssen.

Viele ihrer Kollegen und Forscher, wie Javoršek oder Vidmar,66 schreiben nämlich in ihren Texten, sie bedauerten, dass Lili Novys Slowenischkenntnisse nicht ausreichend waren, weshalb in ihrer Poesie viele veraltete oder seltener gebrauchte Formulierungen vorkommen.

Auch der Rhythmus und Satzbau seien in manchen Gedichten „ungewöhnlich“. Als Beispiel dafür können die Verse aus der dritten Strophe des Gedichts Vihar angeführt werden: Vihar, ki si vanj sem želela, / me je divje zajel, / ko jagned zadela je strela, / ob gromu me dvigati jel.

Auffallend sind der Satzbau, der einen ungewöhnlichen Klang erzeugt, und die Ausdrücke

59 Vgl. Vidmar 1979, S. 176.

60 Vgl. Javoršek 1984, S. 102–103.

61 Vgl. Boris Paternu/Helga Glušič-Krisper/Matjaž Kmecl (1967): Slovenska književnost 1945 — 1965.

Ljubljana: Slovenska matica, S. 26.

62 Vgl. Žigon/Kondrič Horvat/Udovič 2020, S. 194.

63 Vgl. Javoršek 1984, S. 73.

64 Vgl. Žigon/Kondrič Horvat/Udovič 2020, S. 194.

65 Vgl. ebd., S. 195.

66 Vgl. Josip Vidmar (1959): Lili Novy. In: Lili Novy: Oboki. Ljubljana: Državna založba Slovenije, S. 5–26, hier S. 25.

18 wie „jagned“ oder „jel“, die beim Leser einen Verfremdungseffekt auslösen, da sie schon zur Zeit Lili Novys Lebens als „selten“ und „veraltet“67 galten. Weitere „ungewöhnliche“

Formulierungen, die manchmal an das Deutsche erinnern, können im Gedicht Mir erkannt werden, wie V zemljó in v nebó vgrebajoči se hrast, wobei das Wort „vgrebajoči“ ins Auge fällt, oder die dritte Strophe des Gedichts Umreti mit den Versen Skoz onemelost vseh stvari / boš čul njegov prihod. / Otel te bo z rokó osti, / prevel s perotmi do kosti / trpeči ti život.

Werden die Verfremdungen als Ausdruck ihrer Transkulturalität betrachtet, kann man von ausschließlich slowenischer Poesie oder ausschließlich deutscher Poesie nicht mehr sprechen.

Ihre Kunst existiert nämlich gerade in diesem Raum der Überlappungen und Verflechtungen ihrer zwei Identitäten bzw. Sprachen und somit stehen die Verfremdungen für das, was ihre Poesie ist. Denn die Dichterin verwebt in ihren lyrischen Texten persönliche Erfahrungen und Gefühle sowie Erlebnisse aus beiden Heimaten, die sie geprägt haben, und verknüpft so ihre ursprüngliche Kultur mit der Kultur des Landes, in dem sie später lebte, erklären Žigon/Kondrič Horvat/Udovič68 die transkulturellen Prozesse bei Lyrikern mit transkultureller Biografie.

67 Ebd.

68 Vgl. Žigon/Kondrič Horvat/Udovič 2020, S. 195.

19

6 Schlussbemerkungen

Zielführend ist daher anzunehmen, dass sich alle drei Thesen, die in der Einleitung vorgestellt wurden, im Laufe der Arbeit bestätigt haben. Lili Novy verstand ihre unterschiedlichen Identitäten nicht als Trennlinien, sondern als Schnittpunkte, innerhalb derer Verflechtungen entstanden, durch die sie sich ausdrücken und ihr künstlerisches Selbstverständnis als Ganzes betonen konnte. Auch deswegen waren für sie lose Nationalitätsbezeichnungen bedeutungslos. Somit wird bestätigt, dass ihr Leben nur im transkulturellen Kontext erfasst werden kann. Des Weiteren wird auch die zweite These bestätigt, die auf ihre übersetzerische Arbeit verweist. Das Übersetzen ermöglichte ihr nämlich ihre slowenische Identität deutlicher wahrzunehmen, sie mit der deutschen zu verbinden und sogar die verwundeten Stellen in ihrer deutschen Identität, die die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges hinterließen, teilweise zu überwinden. Dadurch kann ihre übersetzerische Tätigkeit eindeutig als eine Brücke verstanden werden, die ihre zwei Identitäten und Kulturwelten unzertrennlich verband. In diesem Zusammenhang ist davon auszugehen, dass auch ihre deutschen und slowenischen lyrischen Texte wie ihre Identitäten nicht isoliert betrachtet werden können. Ihre Poesie existiert nämlich gerade in diesem Raum der Überlappungen und Verflechtungen ihrer zwei Identitäten bzw. Sprachen, ähnlich wie dies für die slowenisch-deutsche oder deutsch-slowenische Dichterin Luiza Pesjak (1828–1898) gilt.69 Die Verfremdungen, die in ihren veralteten und ungewöhnlichen Formulierungen zu finden sind, sind keine sprachlichen Lücken oder Fehler, sondern ein Ausdruck ihrer Kunst. Das Leben und das Werk der Lyrikerin können in dieser Hinsicht nur im Kontext der Transkulturalität verstanden werden, da sie nur durch dieses Paradigma als Ganzes betrachtet werden kann. Das binäre System, das ihre slowenische und deutsche Identität bewusst auseinandertrennt und sie somit nur in Fragmenten begreifen lässt, ist daher für die Forschung und das Verständnis Lili Novys weniger sinnvoll.

An dieser Stelle muss jedoch hervorgehoben werden, dass ihre deutschen Gedichte nie in Form einer Gedichtsammlung herausgegeben wurden und sich die Ganzheit ihres poetischen Werks auf die in den Zeitungen veröffentlichten deutschen Gedichte, die jetzt in der slowenischen National- und Universitätsbibliothek aufbewahrt werden, begrenzen muss.

69 Mehr zu Luisa Pesjak, geb. Crobath, vgl. Irena Samide (2017): Luiza Pesjak, eine Mittlerin zwischen zwei Welten. In: Petra Kramberger/Irena Samide/Tanja Žigon: „Und die Brücke hat gezogen, die vom Ost zum West sich schwingt“: literarische, kulturelle und sprachliche Vernetzungen und Grenzüberschreitungen: Festschrift für Mira Miladinović Zalaznik. Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete, S 117–131.

20 Wann und wenn überhaupt die Erben die noch nicht veröffentlichten deutschen Gedichte mit der Öffentlichkeit teilen werden, ist leider fraglich. Nicht zu leugnen ist die Tatsache, dass sich mit der Veröffentlichung der deutschen Poesie das Transkulturalitätskonzept bei Lili Novy weiterentwickeln und erweitern ließe und sie in den Augen der slowenischen (vielleicht sogar der deutschen) Leserschaft, die sich der deutschen Identität Lili Novys oft nicht bewusst ist, noch von dieser Seite vorstellen würde. In dieser Hinsicht bleibt in der literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung und Forschung Lili Novy weiterhin aktuell und interessant. Denn letztlich muss betont werden, dass die transkulturellen Prozesse aus heutiger Sicht bei den Autoren und Autorinnen, die äußere und innere Migrationen erleben oder durchmachen mussten oder einen „Migrationshintergrund“ haben, vielleicht schon zur neuen Realität geworden sind. Lili Novy kann deshalb als ein Phänomen bezeichnet werden, indem sie, um die zwei Identitäten zu verflechten, viel Mut, Weltoffenheit und Reife bewies – und das als Frau.

21

7 Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept der Transkulturalität am Beispiel der deutsch-slowenischen Lyrikerin Lili Novy. Das Paradigma der Transkulturalität betrachtet die Kulturen nicht als isolierte und abgegrenzte Inseln, sondern als ein heterogenes dynamisches Geflecht. Deshalb eignet sich das Konzept auch für die literaturwissenschaftliche Forschung, da die transkulturellen Elemente gerade bei Autoren und Autorinnen, die eine bikulturelle Biografie haben, wie beispielsweise Lili Novy, nachverfolgt werden können. Die ersten dreißig Jahre war die deutsche Identität der Lyrikerin viel dominanter. Erst nach 1919 kann man von den intensivsten Verflechtungen ihrer deutschen und slowenischen Identität sprechen, da sie zu diesem Zeitpunkt in den Kreis der slowenischen Literaten einstieg und sich auch eingehend mit der slowenischen Sprache befasste. Die Verflechtung fand nicht aus politischen oder ideologischen Überzeugungen statt, sondern war ein Ausdruck dessen, womit sie sich identifizierte und wo sie ihre innere Heimat fand. Als Raum dieser Verflechtung galt das Übersetzen ins Deutsche und ihr Dichten, sowohl in der deutschen als auch in der slowenischen Sprache. Ebenso lag der Grund für die Wahl der Sprache, in der sie schrieb, nicht in ideologischen oder nationalen Überzeugungen, sondern galt als ein Mittel, um zu leben, zu denken und zu schaffen. In diesem Geflecht der Überlappungen und Verluste konnte sie nämlich ihre Erfahrungen und Erlebnisse beider Kulturwelten in ihre Übersetzungen und Gedichte verweben. Die veralteten oft an das Deutsche erinnernden Formulierungen und der ungewöhnliche Satzbau bzw. Rhythmus ihrer Poesie kann beim Leser oft für einen Verfremdungseffekt sorgen, da ihre Slowenischkenntnisse nie so gut waren wie ihre Deutschkenntnisse. Versteht man die Verfremdungen als Ausdruck ihrer Transkulturalität, kann man von ausschließlich slowenischer Poesie oder ausschließlich deutscher Poesie nicht mehr sprechen. Ihre Kunst existiert nämlich gerade in diesem Raum der Überlappungen und Verflechtungen ihrer zwei Identitäten bzw. Sprachen und somit stehen die Verfremdungen für das, was ihre Poesie ist. Als einzig logisches Fazit erscheint die Behauptung, dass das Leben und Schaffen Lili Novys im Sinne der Transkulturalität verstanden werden muss.

22

8 Povzetek

Diplomska naloga obravnava pojem transkulturnosti na primeru nemško-slovenske pesnice Lili Novy. Paradigma transkulturnosti ne razume kultur kot izoliranih in ločenih otokov, temveč kot heterogeno dinamično omrežje. Zato je koncept primeren tudi za raziskave v literarni vedi, saj je mogoče transkulturne elemente zaslediti predvsem pri avtorjih z dvokulturno biografijo, kot pri pesnici Lili Novy. Prvih trideset let je bila pesničina nemška identiteta veliko bolj prevladujoča. Šele po letu 1919 lahko govorimo o najintenzivnejšem prepletanju njene nemške in slovenske identitete, saj je takrat vstopila v krog slovenskih literatov in se začela poglobljeno ukvarjati tudi s slovenskim jezikom. Preplet njene slovenske in nemške identitete ni bila posledica političnih ali ideoloških prepričanj, temveč izraz tega, s čimer se je identificirala, in način, da je našla svoje večdomstvo. Za prostor tega prepletanja je veljalo prevajanje v nemščino in njeno pisanje poezije, tako v nemščini kot v slovenščini.

Razlog za izbiro jezika, v katerem je pisala, tudi ni temeljil na ideoloških ali nacionalnih prepričanjih, ampak je bil izraz njenega načina življenja, razmišljanja in ustvarjanja. Prav v tem prostoru prekrivanj in izgub je lahko svoje izkušnje obeh kulturnih svetov vpletla v svoje prevode in pesmi. Zastarele formulacije, ki pogosto spominjajo na nemščino, in nenavadna stavčna struktura oziroma ritem njene poezije lahko na bralca pogosto delujejo tuje, saj njeno znanje slovenščine nikoli ni bilo tako dobro kot znanje nemščine. Če pa te elemente tujega razumemo kot izraz njene transkulturnosti, ne moremo več govoriti o izključno slovenski ali izključno nemški poeziji, vendar le o poeziji kot celoti. Njena umetnost namreč obstaja prav v tem prostoru prekrivanja in prepletanja njenih dveh identitet in jezikov, zato so te vrzeli in elementi tujega izraz tistega, kar njena poezija je. Edini logični sklep se zdi trditev, da je treba življenje in delo Lili Novy razumeti v smislu transkulturnosti.

23

9 Quellen- und Literaturverzeichnis