• Rezultati Niso Bili Najdeni

Kaiserliche Tragödie (30. Januar 1889)Die Nachricht aus Mayerling, die das ganze Kaisertum bestürzte

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Kaiserliche Tragödie (30. Januar 1889)Die Nachricht aus Mayerling, die das ganze Kaisertum bestürzte"

Copied!
40
0
0

Celotno besedilo

(1)

UNIVERZA V LJUBLJANI FILOZOFSKA FAKULTETA ODDELEK ZA GERMANISTIKO

Z NEDERLANDISTIKO IN SKANDINAVISTIKO

NEŽA SELJAK

Kaiserliche Tragödie (30. Januar 1889)

Die Nachricht aus Mayerling, die das ganze Kaisertum bestürzte

Cesarska tragedija (30. januar 1889)

Novica iz Mayerlinga, ki je pretresla celotno cesarstvo

Diplomsko delo

Ljubljana, 2021

(2)

UNIVERZA V LJUBLJANI FILOZOFSKA FAKULTETA ODDELEK ZA GERMANISTIKO

Z NEDERLANDISTIKO IN SKANDINAVISTIKO

NEŽA SELJAK

Kaiserliche Tragödie (30. Januar 1889)

Die Nachricht aus Mayerling, die das ganze Kaisertum bestürzte

Cesarska tragedija (30. januar 1889)

Novica iz Mayerlinga, ki je pretresla celotno cesarstvo

Diplomsko delo

Ljubljana, 2021 Mentorica:

doc. dr. Petra Kramberger

Enopredmetni univerzitetni študijski program prve stopnje:

Germanistika

(3)
(4)

ABSTRACT

An Imperial Tragedy (30 January 1889):

News from Mayerling That Dismayed the Whole Empire

The object of this thesis is the life story of Rudolf of Habsburg, the Crown Prince of the Austro-Hungarian Empire. The focus is predominantly on his death on 30 January 1889. Based on four newspapers that were published on the Slovenian ethnic territory at that time, it proposes possible explanations that made this tragical incident come about.

Key words: Crown Prince Rudolf of Habsburg, Austro-Hungarian Empire, the Mayerling incident, Slovenian-language newspapers, German-language newspapers

IZVLEČEK

Cesarska tragedija (30. januar 1889):

Novica iz Mayerlinga, ki je pretresla celotno cesarstvo

Diplomsko delo raziskuje življenjsko zgodbo avstrijskega cesarjeviča in ogrskega kraljeviča Rudolfa Habsburškega. Osredotoča se predvsem na njegovo smrt, 30.

januarja 1889, in na podlagi štirih časopisov, ki so v takratnem času izhajali na slovenskem etničnem ozemlju, nakazuje možne razloge, ki bi lahko privedli do tega tragičnega dogodka.

Ključne besede: cesarjevič Rudolf Habsburški, Avstro-Ogrska monarhija, afera Mayerling, slovensko časopisje, nemško časopisje

(5)
(6)

5

INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG ... 7

2 KRONPRINZ RUDOLF (1858–1889) ... 9

2.1 Kindheit und Jugend ... 9

2.2 Beziehung mit seiner Mutter, Kaiserin Elisabeth (Sissi) ... 10

2.3 Beziehung mit seinem Vater, Kaiser Franz Joseph ... 11

2.3.1 Rudolfs schriftliche und politische Tätigkeit ... 11

2.4 Liebesleben und Gesundheitsschwierigkeiten ... 12

2.4.1 Mary Vetsera ... 13

2.5 Verhängnisvolle Reise nach Mayerling (28.–30. Januar 1889) ... 14

3 DAS VERBERGEN DER WAHRHEIT ... 15

4 SPEKULATIONEN UND GERÜCHTE ... 16

5 DAS TRAGISCHE EREIGNIS IM SPIEGEL DER SLOWENISCHEN UND DEUTSCHEN PRESSEORGANE ... 18

5.1 Berichte in der Marburger Zeitung ... 19

5.2 Berichte in der Südsteirischen Post ... 22

5.3 Berichte in der Laibacher Zeitung ... 24

5.4 Berichte in der Zeitung Slovenec ... 26

6 SCHLUSSBEMERKUNGEN ... 31

7 ZUSAMMENFASSUNG ... 33

8 POVZETEK ... 33

9 QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS ... 34

9.1 Zeitungsquellen ... 34

9.2 Sekundärliteratur ... 34

9.3 Internetquellen ... 35

10 ANHANG: ZEITUNGSAUSSCHNITTE ... 36

10.1 Erklärung des Todes Rudolfs in der Marburger Zeitung ... 36

10.2 Erklärung des Todes Rudolfs in der Südsteirischen Post ... 37

10.3 Erklärung des Todes Rudolfs in der Laibacher Zeitung ... 38

10.4 Erklärung des Todes Rudolfs in der Zeitung Slovenec ... 39

(7)

6

(8)

7

1 EINLEITUNG

Die vorliegende Diplomarbeit basiert auf dem Ereignis aus dem Jahr 1889, das das ganze Kaisertum bzw. das ganze Europa bestürzte. Der Tod des Kronprinzen von Österreich und Ungarn Rudolf erschütterte die damals herrschende Welt und die Habsburgermonarchie blieb auf einmal ohne ihren Thronfolger. Alle Hoffnungen wurden auf ihn, den zukünftigen Kaiser, gesetzt und der Druck vonseiten der Familie und der Politik eskalierte im Laufe seines Lebens so weit, dass dieser für ihn unerträglich wurde. Um den Hintergrund des Handels des Erzherzogs Rudolf zu verstehen, setzt sich der erste Teil der Diplomarbeit mit seinem Leben auseinander.

Anfangs werden seine Kindheit und seine Jugend vorgestellt, dann wird seine Beziehung mit dem Kaiserpaar Franz Joseph und Elizabeth (Sissi) näher erläutert, ferner wird auch seine schriftliche und politische Tätigkeit analysiert wie auch sein Liebesleben, bei dem im Vordergrund seine Mätresse Mary Vetsera steht. Sein Tod übte wegen der Art und Weise seines Dahinscheidens einen der größten Skandale des ausgehenden 19. Jahrhunderts aus. Am 30. Januar 1889 beging er im Jagdschloss in Mayerling Selbstmord, zuvor brachte er aber noch seine Geliebte Mary Vetsera um. Das Kaiserhaus versuchte die Wahrheit des Geschehens zu verschweigen, weswegen es zu zahlreichen Interpretationen des Ereignisses kam.

Die Nachricht war auf den Titelseiten aller Zeitungen und auch die Presseorgane auf dem slowenischen ethnischen Gebiet berichteten ausführlich über diese Tragödie. Die Darstellung des Themas beruht auf historischen Nachforschungen, wobei der Hauptteil der Diplomarbeit die Zeitungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts zur Grundlage hat.1 Für die Untersuchung wurden folgende Blätter benutzt: die prodeutsche Marburger Zeitung, die proslowenischen Südsteirische Post und das auf Slowenisch geschriebenes Blatt Slovenec sowie die neutrale Laibacher Zeitung.

Basierend auf in diesen Blättern erscheinenden Artikeln zu Rudolfs Tod wird analysiert, wie die slowenisch-deutsche Presse dem Kronprinzen nachtrauerte und wie sie darüber berichtete.

1 Die Zeitungen sind im virtuellen Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek ANNO (erhältlich unter: https://anno.onb.ac.at/) und der National- und Universitätsbibliothek Ljubljana (NUK, Digitalna knjižnica Slovenije; erhältlich unter: https://www.dlib.si/) in digitaler Form vollständig zugänglich.

(9)

8

(10)

9

2 KRONPRINZ RUDOLF (1858–1889)

2.1 Kindheit und Jugend

Am 21. August 1858 zählte das ganze Kaisertum die Nummer der Kanonenschüsse, die das Geschlecht des Neugeborenen erklärten. Es gab 101 Kanonenschüsse, was bedeutete, dass ein Junge geboren wurde. Das Kaiserland feierte, weil nach den beiden Mädchen (der früh verstorbenen Sophie und der zweitgeborenen Gisela) ein Thronfolger Franz Josephs schon lang erwartet wurde. In ihn wurden alle Hoffnungen gesetzt.2

Er bekam seinen Namen nach dem Begründer des Kaiserhauses. Seine Titel waren:

„Rudolph Franz Carl Joseph, des Kaiserthumes Österreich Kronprinz und Thronfolger, königlicher Prinz von Ungarn und Böhmen, der Lombardei und Venedigs, von Dalmatien, Croatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien. Erzherzog von Österreich. Ritter des Goldenen Vlieses und Inhaber des Infanterie-Regimentes Nr.

19.“3

Sein Vater, Kaiser Franz Joseph, legte ihm den Orden des Goldenen Vlieses in die Wiege und machte ihn schon am ersten Lebenstag zum Oberst der Armee. Von dem Moment an war das die Bestimmung des kleinen Prinzen.

Ob er es später wollte oder nicht, er musste Soldat werden.4

Rudolfs erster Lehrer war Generalmajor Graf Gondrecourt. Für Franz Joseph war er der optimale Lehrer, denn er sollte aus den ängstlichen Jungen einen mutigen Soldaten machen, der später einmal in Kaisers Fußstapfen treten sollte. Graf Gondrecourt war aber ein Mann des Militärs und verstand wenig von Kinderbetreuung, weshalb seine Lehrmethoden bedenklich waren. Er zwang Rudolf zu üben, goss kaltes Wasser über ihn und weckte ihn mitten in der Nacht mit Schießerei auf. Aufgrund dieser Methoden verschlimmerte sich die seelische und physische Gesundheit Rudolfs. Seine Mutter Elizabeth konnte nicht ertragen, wie ihr Sohn litt und wechselte

2 Vgl. Anonym: Mayerling. Kronprinz Rudolf. Erziehung. Erhältlich unter: https://www.karmel- mayerling.org/kronprinz-rudolf/erziehung/ (Zugriff: 11.7.2021).

3 Brigitte Hamann (1978): Rudolf. Kronprinz und Rebell. München/Wien: Amalthea Verlag, S. 17.

4 Diana Flajs Bektašević (2020): Das Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn im Spiegel der slowenisch- und deutschsprachigen Presse. Magistrsko delo. Ljubljana: Filozofska fakulteta, S. 39.

(11)

10 den alten Generalmajor mit dem liberal gesinnten Grafen Josef Latour von Thurmberg aus:

Dieser fördert Rudolfs geistige Entwicklung, der Kronprinz erhält intellektuell gebildete, bürgerliche Lehrer. Rudolf besitzt einen wachen Verstand und wird zu einem scharfen Beobachter. Nicht nur im Bereich der Naturwissenschaften, sondern auch auf dem Gebiet der politischen Ökonomie zeigt er besondere Begabung.5

1877, mit 19 Jahren, endete Rudolfs Studienzeit. Seine liberale Weltanschauung war am Hof nicht beliebt, deshalb wurde er wieder in die Richtung Militär gedrängt. Er wünschte sich Naturwissenschaften, vor allem Ornithologie (Vogelkunde), zu studieren, aber nach dem Willen des Kaisers musste er sich dem Militärdienst widmen.

Rudolf wurde Obersthofmeister Charles Bombelles zugewiesen, einem Bonvivant, der Rudolf in die Welt des leichten Lebens und des süßen Vergnügens führte.6

2.2 Beziehung mit seiner Mutter, Kaiserin Elisabeth (Sissi)

Rudolf war seiner Mutter in vielen Ansichten sehr ähnlich. Genauso wie seine Mutter, war auch er ein „Fremder“ am Hofe gewesen und auch er war gezwungen, bestimmten Regeln zu folgen und sie anzunehmen.7

Ein [...] Interesse, das Elisabeth und Rudolf teilten, war die Vorliebe zum Schreiben. Sie ließen beide ihre Schriften und Gedichte in anonymen Drucken in der Staatsdruckerei herstellen. Dies geschah zur selben Zeit, nur wusste der eine nichts vom anderen. Ferner sahen beide auch Heinrich Heine als dichterisches Vorbild. Nach Heine’schem Vorbild verfasste Rudolf unvollendete Reisebilder, Elisabeth hingegen nannte ihre beiden Gedichtbände Nordseelieder und Winterlieder nach eben diesem Künstler.

Sogar Elisabeths antiaristokratische Haltung ging auf ihren Sohn über, sodass alle Widersacher der Kaiserin in dem jungen Kronprinzen eine Gefahr aufwachsen sahen, nämlich einen revolutionären, bürgerlichen,

5 Anonym: Mayerling 1889. Kronprinz Rudolf. Erziehung – Hohe Erwartungen. Erhältlich unter:

https://www.karmel-mayerling.org/kronprinz-rudolf/ (Zugriff: 10.7.2021).

6 Vgl. ebd.

7 Vgl. Diana Flajs Bektašević (2020): Das Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn im Spiegel der slowenisch- und deutschsprachigen Presse. Magistrsko delo. Ljubljana: Filozofska fakulteta., S. 44–45.

(12)

11 antiklerikalen, antiaristokratischen Kaiser nach dem Vorbild Elisabeths.

Allerdings galt bei der (verbliebenen) Bevölkerung diese „Gefahr“ als Hoffnung.8

2.3 Beziehung mit seinem Vater, Kaiser Franz Joseph

Kaiser Franz Joseph setzte viele Hoffnungen auf seinen Thronfolger. Er wollte aus ihm den besten Soldaten des Landes machen, aber vergaß dabei, mit seinem Sohn eine emotionale Beziehung zu knüpfen, wonach sich Rudolf sein ganzes Leben lang sehnte. Außer der Jagd hatten sie nicht viele gemeinsame Interessen und die Jagd war auch später ihre einzige gemeinsame Freizeitaktivität, wo sie sich trafen und sich miteinander unterhielten. Rudolf durfte seinen Vater nie selbst anreden, sondern musste warten, bis ihm der Kaiser das Wort erlaubte. Er hatte immer das Gefühl, er wäre nicht gut genug für seinen Vater, aufgrund dessen er an Beklommenheitsgefühlen und Missmut litt. Auch während der schlimmen Krankheit gegen Ende seines Lebens hielt er seine schlechte körperliche Verfassung vor ihm verborgen. Nach dem Selbstmord Rudolfs gab es zwei Varianten, wie sein Vater auf das Ereignis reagierte. Einerseits bestehen Briefe, wo er seinen Sohn als den besten Sohn und einen treuen Untertan bezeichnete, andererseits kursierten aber auch Aussagen, in denen er seinen Sohn als einen Feigling charakterisierte.9

2.3.1 Rudolfs schriftliche und politische Tätigkeit

Der Kronprinz liebte zu schreiben. 1883 schrieb er eine 24-bändige landeskundliche Enzyklopädie mit dem Titel Die österreich-ungarische Monarchie in Wort und Bild, die die Länder, Völker, Landschaften und Regionen der Doppelmonarchie beschreibt. Die Verfassung allmöglichen Texte war für ihn eine Art Flucht aus der realen Welt und ebenso ein Weg, um seine Meinung über die Politik zu äußern. Der Kaiser diskutierte mit seinem Sohn nie über die Politik der Doppelregierung, deshalb war das Schreiben anonymer Zeitungsartikel der einzige Weg seinem Vater mitzuteilen, was ihn an seiner

8 Ebd., S. 45.

9 Vgl. Gregor Antoličič (2016): Franc Jožef. Ljubljana: Cankarjeva založba, S. 49–58.

(13)

12 rückschrittlichen Herrschaft störte. Das ermöglichte ihm sein guter Freund Moriz Szeps, damaliger Redakteur des Neuen Wiener Tagblattes:

Die Freundschaft bot dem Kronprinzen, der von den Regierungsplänen ausgeschlossen war, eine gute Möglichkeit, um Informationen zu den Entwicklungen des Habsburgerreiches zu erhalten. Szeps schürte den Ehrgeiz des Thronfolgers, selbst politische Texte zu verfassen, und unter einem Pseudonym seine Ansichten zu veröffentlichen.10

Rudolf setzte sich für eine friedliche Neuordnung der damaligen Herrschaft ein und sprach offen darüber, was ihn daran störte. Er tritt gegen die Macht von Adel und Kirche ein, er sah die schlimmen Umstände der Arbeiterschaft und wollte die sozialen Unterschiede abbauen. Dadurch verlieh er den Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und wurde deswegen beim Volk sehr beliebt. Doch seine Ideen wurden nicht berücksichtigt. Seine ständigen Gegner waren „die rechten Hände des Kaisers“, der Ministerpräsident Graf Taaffe und dem Klerus zugeneigter Großherzog Albrecht.

2.4 Liebesleben und Gesundheitsschwierigkeiten

Als Rudolf seine Ausbildungsjahre beendete, war er 19 Jahre alt und wurde ein begehrter Junggeselle. Er genoss die weibliche Gesellschaft und hatte viele Geliebten.

Der Hof suchte ihm alsbald eine passende Braut, die neben den Kronprinzen die kaiserliche Familie vertreten würde. Er entschied sich für die damals 16-jährigen Prinzessin Stephanie von Belgien, die zweite Tochter des belgischen Königs Leopold II. Die Hochzeit fand am 10. Mai 1881 in Wien statt. Die Feier war wunderschön; sogar Johann und Eduard Strauß komponierten zwei Musikstücke zu Ehren des Brautpaares. Andererseits fühlte sich Stephanie in der Hofburg nicht wohl: Die Zimmer waren fast so kalt wie die Beziehung zwischen ihr und der kaiserlichen Familie. In den Flitterwochen und während der Reise nach Prag sah das neue Paar ein, dass sie nichts Gemeinsames haben. Die einzige Hoffnung für die Rettung der Ehe war Stephanies Schwangerschaft. Der Gedanke, dass der nächste Thronfolger auf dem

10 Anonym: Mayerling 1889. Kronprinz Rudolf. Schriftliche Tätigkeit. Erhältlich unter:

https://www.karmel-mayerling.org/kronprinz-rudolf/ (Zugriff: 10.7.2021).

(14)

13 Weg ist, war für den Hof eine Jubel-Gelegenheit. Am 2. September 1883 wurde aber ein Mädchen geboren.11

Rudolf fühlte sich in der Ehe und Politik erfolglos und suchte seine Bestätigung in Bordellen. Sein ständiger Frauenwechsel führte zu einer Geschlechtskrankheit, die damals schwer heilbar war. Die Mischung von Morphium, Kokain und Alkohol hat seine geistige Gesundheit nur noch verschlimmert. Er führte ein Doppelleben: Einerseits war er ein ehrgeiziger Kronprinz und andererseits die Gesellschaft leichter Mädchen genossener Liberaler.12

2.4.1 Mary Vetsera13

Die entscheidende Person in Rudolfs letzten Lebensjahr war die junge Mary Vetsera.

Alle Hoffnungen der Familie Vetsera wurden in sie gesetzt. Nach dem Tod ihres Bruders verlor sie noch ihren Vater. Ihre Familie war zwar immer auf der Gästeliste des Hofes, sie wurde aber nie sehr geschätzt. Es gab nämlich Gerüchte, dass Rudolf ein Verhältnis mit der lebenslustigen Helene Vetsera, Marys Mutter, hatte.

Die junge Baronesse ist Rudolf schon mehrmals begegnet, aber im Frühling 1888 war die Begegnung etwas Besonderes. Sie sah ihn bei einem Pferderennen in der Freudenau und verliebte sich sofort leidenschaftlich in ihn. Sie sammelte Poster, Fotografien und Zeitungsartikel von ihm – sie war von ihm besessen und brachte immer das Gespräch auf den Erzherzog. Aus heutiger Perspektive war sie wie ein Mädchen, die sich in einem Filmstar verliebte und ihr Idol nur aus der Distanz beobachtete. Ihre Gefühle vertraute sie ihrer Zofe Agnes, ihrer Klavierlehrerin Hermine Tobis und der Gräfin Larisch an. Gräfin Marie Larisch war Rudolfs Cousine und ist verantwortlich dafür, dass sich die beiden kennen lernten. Ihre gesellschaftliche Stellung ermöglichte ihr den Zugang zum Hof. Sie kannte den Geschmack Rudolfs und wusste, dass Mary sein Schönheitsideal verkörperte. Damals war es für ein 15-jähriges

11 Vgl. Jean-Paul Bled (1989): Kronprinz Rudolf. Köln (et al.): Böhlau Verlag, S. 110–126.

12 Vgl. Erika Bestenreiner (2012): Sisi: Življenjepis avstrijske cesarice Elizabete in njene rodbine. (Zbirka Zgodovinske osebnosti). Ljubljana: Kmečki glas, S. 165–175.

13 Dieses Kapitel wurde übernommen nach Jean-Paul Bled (1989): Kronprinz Rudolf. Köln (et al.):

Böhlau Verlag, S. 147–158.

(15)

14 Mädchen unzulässig, einen Mann allein zu treffen, daher wurde sie von Gräfin Larisch begleitet. Rudolf und Mary trafen sich dennoch öfters heimlich.

2.5 Verhängnisvolle Reise nach Mayerling (28.–30. Januar 1889)14

Im Januar 1889 war Rudolf ein zutiefst unglücklicher Mann. Er hatte eine unglückliche Ehe und die Chancen, dass er bald den Thron besteigen könnte, waren sehr gering, da nicht zu erwarten war, dass sein Vater bald sterben würde. Seine politischen Träume blieben so unerfüllt.

Am 26. Januar, kurz vor seiner Abreise nach Mayerling, haben sich der Kaiser und der Kronprinz heftig gestritten. Es ist heute noch unklar, worüber es in den Streit ging. Am nächsten Tag verabschiedete er sich von seiner Familie und ging für ein paar Tage nach Mayerling auf Jagd. Doch er ging nicht allein. Die Baronesse Mary und Rudolf wurden heimlich zusammen zum Jagdhof gebracht. Am nächsten Morgen kamen auch Graf Hoyos und Prinz Philip von Coburg nach Mayerling. Nach dem gemeinsamen Frühstück entschuldigte sich Rudolf von der Teilnahme an der Jagd wegen einer Erkältung. Aus demselben Grund ließ er das Familiengaladiner in der Hofburg absagen, deshalb kehrte Prinz von Coburg allein nach Wien zurück. Am 30. Januar früh morgens befahl Rudolf Loschek die Pferde einzuspannen und wenig später hörte man zwei Schüsse. Die von innen abgeschlossene Tür konnte nur im Beisein des Grafen Hoyos und Prinzen von Coburg aufgebrochen werden. Im Zimmer fanden sie zwei Leichen, und zwar die von Rudolf und Mary.

14 Dieses Kapitel wurde übernommen nach Anonym: Mayerling 1889. Kronprinz Rudolf. Chronik der Tragödie. Erhältlich unter: https://www.karmel-mayerling.org/chronik-der-tragoedie/ (Zugriff: 10.7.2021).

(16)

15

3 DAS VERBERGEN DER WAHRHEIT

Die wahre Geschichte sollte nie ans Licht kommen. Zuerst mussten Rudolfs Diener Loschek und Fiaker Bratfisch mit Geld bestochen werden, weil nur die zwei von der Anwesenheit von Mary wussten. Dann musste eine neue glaubwürdige Geschichte erfunden werden. Erst wurde von einem Schlaganfall berichtet, doch die Gerüchte über den Selbstmord hatten sich bereits zu weit verbreitet. Schließlich entschied sich der Hof für eine Teilwahrheit – den Presseorganen wurde mitgeteilt, dass Rudolf in einem Zustand geistiger Verwirrung handelte und aufgrund dieser den Selbstmord beging. Nur auf diese Weise konnte sich das Kaiserpaar eine kirchliche Bestattung ihres Sohnes versichern. In der Hofburgkapelle konnten sich die Menschen zum letzten Mal die Leiche des verstorbenen 31-jährigen Thronfolgers ansehen. Den ganzen Tag über zogen über 100.000 Wiener an dem Sarg vorbei. Man glaubte, dass mit ihm auch die Hoffnung für Österreich gestorben ist. Die Beerdigung fand am 5.

Februar in der Kapuzinergruft statt und wurde mit allen Ehren durchgeführt.15

Weil die Anwesenheit von Mary geheim bleiben musste, wurde ihre Leiche schnell versteckt und von ihren Onkeln aus Mayerling gebracht. Ihr Tod wurde für Selbstmord erklärt. Am 1. Februar wurde die Tote auf dem Friedhof in Heiligenkreuz im

„Selbstmördereck“ begraben. Einige Wochen später ließ ihre Mutter für sie eine Gruft errichten, in die sie umgebettet wurde.16

15 Vgl. Jean-Paul Bled (1989): Kronprinz Rudolf. Köln (et al.): Böhlau Verlag, S. 197–209.

16 Vgl. Erika Bestenreiner (2012): Sisi: Življenjepis avstrijske cesarice Elizabete in njene rodbine.

Ljubljana: Kmečki glas, S.187–190.

(17)

16

4 SPEKULATIONEN UND GERÜCHTE

17

Die Zensur spielte bei der Veröffentlichung der Artikel über dieses Ereignis eine sehr große Rolle und so durften die österreichischen Zeitungen nicht publizieren, was sie wollten, sondern mussten diejenigen Informationen abdrucken, die der Hof erlaubte.

Trotzdem wimmelte es von Gerüchten. Es ist möglich, die verschiedenen Theorien in zwei große Gruppen einzuordnen: Eine sucht sentimentale und sexuelle Hintergründe, während die andere Gruppe ein politisches Attentat vermutet.

Zu den Liebestheorien zählen folgende Gerüchte:

1. Das erste Gerücht ist, dass Rudolf von einem Förster erschossen wurde, weil er seine Tochter zu vergewaltigen versuchte oder – nach einer anderen Version – sich mit seiner Frau getroffen hatte. In diesem ersten Gerücht ist von Mary Vetsera noch nicht die Rede.

2. In der nächsten Version (und auch der ersten Version, in der Mary auftritt) wurde vermutet, dass sich Mary aus Wut und Trauer, dass sie nicht mit Rudolf zusammen sein konnte, im Schloss vergiftete. Zu der Zeit haben die Menschen den Tod von Mary und Rudolf noch nicht miteinander verbunden. In diesem Fall wurde Rudolf nämlich von dem eifersüchtigen Inspektor Bauer getötet, weil Rudolf seine Frau verführte.

3. In einer anderen Geschichte hätte Mary versucht den Kronprinzen zu töten. Sie wollte ihn im Schlaf verstümmeln, doch er war stärker als sie. Rudolf erdrosselte sie und erschoss später noch sich selbst, weil er mit den Schuldgefühlen nicht hätte leben können.

4. In einer anderen Version wurde das Liebespaar von Grafen Hoyos und Prinzen von Coburg erschossen.

5. Dann kursiert noch ein ähnliches Gerücht, in dem das Liebespaar von Marys Onkeln Baltazzi mit einer Champagnerflasche getötet wurde.

6. Ein Gerücht sprach von einer Abtreibung. Mary wurde gezwungen, die Schwangerschaft mit Rudolfs Kind abzubrechen, doch bei der Abtreibung kam es zu einigen Komplikationen, die das Mädchen in den sicheren Tod geleiteten.

17 Dieses Kapitel wurde übernommen nach Jean-Paul Bled (1989): Kronprinz Rudolf. Köln (et al.):

Böhlau Verlag, S. 215–230.

(18)

17 Katholisch erzogener Rudolf hätte die Schuld an einer Abtreibung mit tödlichem Ausgang nicht tragen können. Sein einziger Ausweg war der Selbstmord.

Zu der zweiten Gruppe gehören die Erklärungen des Geheimnisses von Mayerling durch einen politischen Mord:

1. Ein Gerücht sprach von einer Vereinbarung zwischen Franz Ferdinand und Franz Joseph, dass Rudolf auf den Thron verzichten sollte. Nach Rudolfs Zustimmung wurde er trotzdem mit Mary in Mayerling von einem deutschen Offizier auf dem Befehl Bismarcks ermordet.

2. In einer Theorie versuchte man Rudolf in eine Verschwörung zum Sturz Franz Josephs zu verwickeln, die das Bündnis mit Deutschland lösen wurde. Wegen seiner Weigerung wurde er getötet.

3. In der letzten Version spielt aber der Kaiser eine große Rolle. Er hätte die Entscheidung Rudolfs, die Beziehung mit Mary Vetsera nicht zu brechen, nicht akzeptieren können. Aus Wut, dass sein eigener Sohn und Nachfolger seinen Befehlen nicht gehorchte und dass Mary den Ruf der Familie ruinieren würde, hätte er sie beide getötet. Diese Behauptung ist aber absurd, da Franz Joseph seinem Sohn nie das Leben nehmen würde.

(19)

18

5 DAS TRAGISCHE EREIGNIS IM SPIEGEL DER

SLOWENISCHEN UND DEUTSCHEN PRESSEORGANE

Ein Großteil des heutigen Sloweniens gehörte im 19. Jahrhundert zu der Doppelmonarchie und die deutsche Sprache war die meistgesprochene Sprache auf diesem Gebiet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten hier sowohl Slowenen als auch Deutsche. Die Deutschen lebten überwiegend in den Städten, vor allem in der Untersteiermark (in Marburg an der Drau [slow. Maribor] sprachen 76,7 % der Einwohner Deutsch18), während die Slowenen die Mehrheit der Landbevölkerung darstellten. Deswegen wurden viele Zeitungen und Zeitschriften auf Deutsch verfasst und publiziert. Obwohl die meistgesprochene Sprache in Laibach [slow. Ljubljana]

Slowenisch war, wo sogar 71,7 % der Einwohner Slowenischsprachen,19 wurden auch hier viele Blätter auf Deutsch gedruckt. Aus diesem Grund werden in der Diplomarbeit vier Presseorgane analysiert: Zwei Blätter kommen aus Marburg, und zwar die Marburger Zeitung und die Südsteirische Post, und zwei wurden in Laibach herausgegeben, das waren die Laibacher Zeitung und das Blatt Slovenec. Die ersten drei erwähnten Zeitungen wurden auf Deutsch gedruckt, nur Slovenec wurde auf Slowenisch geschrieben. Diese vier ausgewählten Blätter lassen sich aber auch anders gliedern: Als erstes Blatt wird die Marburger Zeitung analysiert, die die deutschen Interessen vertrat. Als Vertreter der slowenischen Interessen werden zwei Zeitungen behandelt, und zwar die Südsteirische Post und das Blatt Slovenec. Zum Schluss wird weder eine proslowenische noch eine prodeutsche Zeitung analysiert, und das ist die neutrale Laibacher Zeitung.

So stellt sich die Frage, ob es bei der Berichterstattung über die Katastrophe in Mayerling zwischen den slowenischen und deutschen Blättern auf dem slowenischen ethnischen Gebiet wesentliche Unterschiede gibt – entweder inhaltliche oder in der Anzahl und Länge der Artikel oder auf welcher Seite der Zeitung die Nachricht veröffentlicht wurde – oder aber haben die Zeitungen einhellig über dieses Ereignis

18 Vgl. Arnold Suppan (1988): Slowenen und Deutsche in Krain, der Untersteiermark und in Slowenien in den Volkszählungen von 1880, 1910, 1921 und 1931. In: Rumpler, Helmut/Suppan, Arnold (Hrsg.):

Geschichte der Deutschen im Bereich des heutigen Slowenien 1848–1941. Wien/München: Verlag für Geschichte und Politik/R. Oldenbourg Verlag, S. 311–318.

19 Vgl. ebd.

(20)

19 berichtet, da die kaiserliche Familie bei Jedem, egal ob slowenischer oder deutscher Nation, gleich beliebt war?

5.1 Berichte in der Marburger Zeitung

Die Marburger Zeitung20 war ein Tagesblatt, das 1862 in Marburg an der Drau unter dem Namen Correspondent für Untersteiermark zum ersten Mal aus der Presse kam und bis 1945 gedruckt wurde. Das Blatt wechselte phasenweise mehrmals seinen Namen:

- 1862–1864: Correspondent für Untersteiermark, - 1865: Marburger Korrespondent,

- 1866– August 1870: Marburger Zeitung,

- September 1870 – November 1870: Tagesbote für Untersteiermark, - Dezember 1870 – Februar 1929: Marburger Zeitung,

- Februar 1929 – April 1941: Mariborer Zeitung und - April 1941 – Mai 1945: Marburger Zeitung.

Bei der Marburger Zeitung änderte sich aber nicht nur der Name, sondern auch die politische Stellung. Ursprünglich war die Zeitung unpolitisch und berichtete neutral auch über die slowenischen Angelegenheiten, dennoch wurde sie später zum stärksten Vertreter der deutschen Ziele in der Untersteiermark. Die Zeitung bestand aus zwei Teilen: Im Hauptteil gab es aktuellste politische, wirtschaftliche und sonstige Nachrichten aus der ganzen Welt und das Feuilleton, die sog. Rubrik unter dem Strich, war der literarisch-unterhaltende Teil des Blattes. Die Marburger Zeitung hatte durch die Erscheinungszeit noch vier Beilagen: die slowenischsprachige Beilage Slobodni Slovenec, und drei literarische Beilagen, Sonntags-Beilage der „Marburger Zeitung“, Sonntagsblatt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage und Illustrirtes Sonntagsblatt.

Die Marburger Zeitung widmete fünf Ausgaben dem Verlust des Kronprinzen (Nr. 9–

13), die vom 31. Januar bis zum 14. Februar 1889 erschienen sind.

20 Mehr zur Marburger Zeitung vgl. Petra Kramberger (2015): „Alle guten Oesterreicher werden unser patriotisches Unternehmen unterstützen“: Südsteirische Post (1881–1900), nemški časopis za slovenske interese. Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete, S. 32–39.

(21)

20 Donnerstag, der 31. Januar 1889: Die erste Nachricht über die Tragödie veröffentlichte das Blatt am 31. Januar. In einer kurzen Mitteilung auf der Titelseite wurde mit dem Satz: „Ein schweres und düsteres Verhängnis breitet seinen Trauerschleier über Oesterreichs Herrscherhaus.“21 der Tod des Kronprinzen erklärt und so die tiefe Trauer ausgedrückt. Laut der ersten Mitteilung sei Rudolf am 30.

Januar um halb 9 Uhr morgens im Jagdschloss Mayerling gestorben – die Todesursache sei ein Jagdunfall gewesen.

Sonntag, der 3. Februar 1889: In der 10. Nummer wurden sogar zwei Leitartikel zu Rudolfs Tod veröffentlicht: Auf der Titelseite wurde der Artikel mit dem Titel Am Sarge des Kronprinzen abgedruckt und auf der zweiten und dritten Seite der Artikel Der Tod des Kronprinzen. In der ersten Nachricht wird erwähnt, „dass es die Hand des Prinzen selbst war, die dieses traurige Ende gewaltsam herbeiführte.“22 Der Artikel weckt die Erinnerungen an die schöne Zeit, als der Kronprinz kurz nach seiner Geburt getauft wurde, was das ganze Kaisertum feierte. Doch nach dem Tod Rudolfs war alles anders: „Alles das ist vorüber, verloren, zerschellt!“23 Wegen der tiefen Trauer, die das Volk empfand, versuchte der anonyme Autor des Artikels die Menschen auch zu trösten: „Der Kaisersohn hat vollendet – wir aber müssen weiter leben und sorgen!“24 Der zweite Beitrag, Der Tod des Kronprinzen, konzentriert sich aber auf Rudolfs letzte Lebensmomente. Der eineinhalb Seite langer Artikel beschreibt ausführlich, was an den letzten Tag geschah und wie die Leiche des Prinzen gefunden wurde. Aus dem Satz: „Kronprinz Rudolf hat in einem Unfalle von Monomanie mittelst eines Revolverschusses, dessen Ladung er sich in die Schläfen jagte, seinem Leben ein Ende gemacht“25 geht hervor, dass die Zeitung die offizielle Mitteilung des Kaiserhauses veröffentlichte.

Donnerstag, der 7. Februar 1889: Der Leitartikel in der 11. Nummer mit dem Titel Die Beisetzung des Kronprinzen zitiert einige Verse aus dem Gedicht Das Siegesfest von Friedrich von Schiller:

21 Anonym (1889): Ein schweres und düsteres Verhängnis breitet seinen Trauerschleier über Oesterreichs Herrscherhaus. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 9, S. 1.

22 Anonym (1889): Am Sarge des Kronprinzen. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 10, S. 1.

23 Ebd.

24 Ebd.

25 Anonym (1889): Der Tod des Kronprinzen. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 10, S. 2–3, hier S.

2.

(22)

21 Friede deinen heil’gen Resten!

Nicht der Feind hat dich entrafft:

Ajax fiel durch Ajax‘ Kraft.

Ach, der Zorn verderbt die Besten!26

Der Artikel beschreibt, wie die Beerdigung des Kronprinzen stattfand. Daran nahmen viele bedeutende Gäste teil, wie zum Beispiel Graf Taaffe, das belgische Königspaar, Erzherzog Franz Ferdinand, Prinz Leopold von Bayern und noch viele andere. Als der Sarg in die Gruft hinabgelassen wurde, geschah eine erschütternde Szene:

Der Kaiser, welcher bis dahin seine Fassung bewahrt hatte, sank an den Stufen des Trauergerüstes nieder, bedeckte das Gesicht mit beiden Händen und weinte. Er küsste dann das Bahrtuch, faltete die Hände und sprach unter Thränen noch ein Gebet.27

Sonntag, der 10. Februar 1889: Der letzte Leitartikel zum Thema Erzherzogs Tod erschien in der 12. Nummer mit dem Titel Der Tod des Kronprinzen. Dieser Beitrag übt Kritik an denjenigen Presseorganen aus, die Gerüchte und unglaubwürdige Angaben über den Hintergrund des Todes verbreiteten:

Wie immer auch die Wahrheit lauten möge, sie wird an dem loyalen und dynastischen Empfinden der Oesterreich bewohnenden Nationen nichts ändern, […] Das Schrecklichste ist ja bereits bekannt, warum sollen uns die Einzelheiten der Tragödie durch den unreinen Filter reklamenbedürftiger Blätter zufließen?28

Auf der zweiten Seite dieser Ausgabe erschien eine halbe Seite lange Danksagung des Kaisers an sein Volk mit dem Titel An Meine Völker!, in der er sich für die Mittrauer bedankte:

Es hat Mir Trost gewährt, Mich in diesen Tagen des herbsten Seelenschmerzes von der allzeit bewährten herzlichen Theilnahme Meiner Völker umgeben zu wissen und von allen Seiten, aus allen Kreisen, von Nah

26 Anonym (1889): Die Beisetzung des Kronprinzen. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 11, S. 1–2, hier S. 1.

27 Anonym (1889): Die Beisetzung des Kronprinzen. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 11, S. 1–2, hier S. 1.

28 Anonym (1889): Der Tod des Kronprinzen. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 12, S. 1.

(23)

22 und Fern, von Stadt und Land, die mannigfaltigsten und rührengsten

Kundgebungen dieser Teilnahme zu empfangen.29

Donnerstag, der 14. Februar 1889: Der letzte Artikel zu diesem Thema mit dem Titel Der Tod des Kronprinzen wurde auf der zweiten Seite der 13. Nummer veröffentlicht, wo der anonyme Autor zum letzten Mal noch die Problematik der verbreiteten Unwahrheit und Gerüchten hervorhebt:

Dieselben dunklen Ehrenmänner, die in den Wiener Blättern von Patriotismus, Loyalität und Ergebenheit gegen die Person des Kronprinzen überflössen, verbreiteten als Korrespondenten auswertiger, insbesondere englischer und französischer, leider aber auch deutscher Blatter die schamlosesten Erfindungen, in denen […] jede Rucksichtgegen den hohen Todten außer Acht gelassen [wurde].“30

5.2 Berichte in der Südsteirischen Post

In Marburg wurde noch eine deutschsprachige Zeitung gedruckt, und zwar die Südsteirische Post, die von 1881 bis 1900 publiziert wurde. Im Gegensatz zu der Marburger Zeitung setzte sich die Südsteirische Post für slowenische Interessen ein.

Ihre Absicht als ein Konkurrenzblatt zu den beiden untersteirischen prodeutschen Blättern, zur Marburger Zeitung und zur Cillier Zeitung, war, die radikale Stimmung in der Stadt zu neutralisieren und für bessere Verständnisse zwischen den Deutschen und Slowenen zu sorgen. Sie wurde in Deutsch geschrieben, denn sie wollte auch (und vor allem) diejenige Bürger ansprechen, die kein Slowenisch konnten. Das Blatt berichtete über politische und wirtschaftliche Themen, Lokal- und Provinzereignisse und über das Kultur- und Theaterleben. In jeder Nummer gab es auch ein Feuilleton als Literatur- bzw. Kulturressort. Von 1899 bis 1900 hatte die Zeitung auch eine illustrierte Beilage Spassvogel, die auch 13 andere Blätter begleitete, um die Kostenverteilung zu erleichtern.31

29 Anonym (1889): Das Dankschreiben des Kaisers. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 12, S. 2.

30 Anonym (1889): Der Tod des Kronprinzen. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 13, S. 2.

31 Mehr dazu vgl. Petra Kramberger (2015): „Alle guten Oesterreicher werden unser patriotisches Unternehmen unterstützen“: Südsteirische Post (1881–1900), nemški časopis za slovenske interese.

Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete.

(24)

23 Die Südsteirische Post widmete drei Ausgaben (Nr. 10–12) der traurigen Nachricht aus dem Kaiserhaus – die erste wurde am 1. Februar, die zweite am 6. Februar und die letzte am 9. Februar veröffentlicht.

Freitag, der 1. Februar 1889: In der Form einer Todesanzeige erklärte die Südsteirische Post in der 10. Nummer den Tod des Kronprinzen. Das war eine Sonder- Nummer, die anstelle am Samstag bereits am Freitag herausgegeben wurde.32 Laut der Todesanzeige sei Kronprinz inmitten des Jagdvergnügens gestorben. Es werden Schmerz und Trauer ausgedrückt, weil die Menschen Rudolf als ein Vorbild ansahen und sich durch ihn eine bessere Zukunft erhofften: „Die Völker Österreichs hatten sich ein ideales Bild von ihrem Kronprinzen gestaltet. […] Ein reiches Leben voller Hoffnung ist dahin, uns bleibt nichts übrig, als die unendliche Trauer um den Dahingeschiedenen, als das unendliche Leid.“33

Mittwoch, der 6. Februar 1889: In der 11. Nummer erschienen auf der fünften Seite in der Rubrik Vermischte Nachrichten drei kurze Mitteilungen zum Tod des Erzherzogs. Die erste Nachricht mit dem Titel Das Gutachten der Aerzte über den geistigen Zustand des Kronprinzen erklärt, dass nach einer pathologischen Untersuchung der Leiche klar wurde, dass sich Rudolf wegen eines abnormen Geisteszustandes sein Leben nahm – die Zeitung verbreitete die offizielle Mitteilung des Hofes. In der Nachricht Der Sarg des Kronprinzen wird der Sarg genau beschrieben. Er war ein Doppelsarg, der mit einem schwarzen Samt überzogen und mit goldenen Details geschmückt wurde. In der letzten kurzen Nachricht mit dem Titel Der Testament des Kronprinzen steht es, dass Rudolfs Testament aus dem Jahre 1886 unter Aufsicht einer Kommission geöffnet wurde. Rudolf setzte zur Erbin seine Tochter Elisabeth ein.

Samstag, der 9. Februar 1889: In der 12. Nummer wurde der letzte Beitrag zu diesem Thema auf der Titelseite abgedruckt, und zwar die gleiche Danksagung des Kaisers an sein Volk wie in der Marburger Zeitung.

32 Gewöhnlich erschienen neue Ausgaben mittwochs und samstags.

33 Anonym (1889): Kronprinz Rudolf. In: Südsteirische Post. Jg. IX, Nr. 10, S. 1.

(25)

24

5.3 Berichte in der Laibacher Zeitung

Die erste Nummer der Laibacher Zeitung erschien im Jahr 1783 unter dem Titel Wöchentlicher Auszug von Zeitungen und wurde im Jahr darauf in die Laibacher Zeitung umbenannt. Die Laibacher Zeitung, die das meistgelesene Blatt in Krain war, wurde in Laibach gedruckt und erschienab 1850 täglich. In der Laibacher Zeitung gab es Nachrichten aus der ganzen Welt und sie war die einzige neutrale Zeitung auf dem slowenischen ethnischen Gebiet in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Laibacher Zeitung hatte auch einige Beilagen: Beilage zur Laibacher Zeitung, Amtsblatt zur Laibacher Zeitung, Intelligenzblatt zur Laibacher Zeitung und Politisches Blatt, das im Jahr 1848 herausgegeben wurde. Die Zeitung hatte aber auch literarische Beilagen, in denen auch Slowenen publizieren konnten, und zwar das Laibacher Wochenblatt zum Nutzen und Vergnügen (1804–1810 und 1814–1818), Illyrisches Blatt (1819–1849) und Blätter aus Krain (1857–1865).34

Die Laibacher Zeitung begann mit ihren Trauerberichten am 31. Januar 1889. Sie wurden in 7 Nummern publiziert (Nr. 26–31) und der letzte Beitrag zu diesem Thema erschien am 8. Februar 1889.

Donnerstag, der 31. Januar 1889: In der Form einer Todesanzeige wurde auf der Titelseite erklärt, dass der Thronfolger Rudolf von Habsburg inmitten des Jagdvergnügens am 30. Januar sein Leben verlor. Wie schon in vorher analysierten Zeitungen wurde auch in der Laibacher Zeitung tiefe Trauer ausgedrückt. Weil die Menschen ihren Kronprinzen bewunderten, war der Schmerz bei seinem Verlust umso stärker. Sie würdigten seine Weisheit und freuten sich auf die Zeiten,als er den Thron besetzen sollte: „Rudolf von Habsburg, Franz Josefs und Elisabeths einziger Sohn, war jung an Jahren, aber wie reich war doch dieses Leben schon! Studien, Reisen, Beobachten, Vergleichen, Lernen aus Büchern und aus Menschen hatten es ausgefüllt.“35 Wie bereits der anonyme Autor in der Marburger Zeitung, versuchte auch

34 Mehr zur Laibacher Zeitung vgl. Tanja Žigon (2004): Deutschsprachige Presse in Slowenien (1707–

1945). Teil 1: Deutschsprachige Presse in Krain bis 1860. In: Berichte und Forschungen. Jahrbuch des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Bd. 12. München:

Oldenbourg Verlag, S. 199–240, hier S. 213–234.

35 Anonym (1889): Kronprinz Rudolf. In: Laibacher Post. Jg. 108, Nr. 26, S. 1.

(26)

25 der Autor dieses Beitrags die Leser zu trösten: „Thränen erwecken nicht den Todten, und kein Bitten und Flehen gibt uns unseren Rudolf wieder.“36

Freitag, der 1. Februar 1889: In einer kurzen Mitteilung auf der Titelseite in dem amtlichen Teil der 27. Nummer wurde veröffentlicht, dass Rudolf nicht während der Jagd, sondern am Herzinfarkt starb. Ebenfalls beginnend auf der Titelseite erschien in dem nichtamtlichen Teil dieser Nummer ein zwei und halb langer Beitrag mit dem Titel Kronprinz Rudolf. In diesem langen Artikel wurde er sehr gelobt – der Autor beschreibt sein Leben, in dem er die schönen und bedeutungsvollen Momente hervorhebt und Rudolfs Interessen vorstellt: „Kronprinz Rudolf war ein mit den Gaben des Geistes reich ausgestatteter Prinz, dessen reger Sinn für Wissenschaft, Kunst und Literatur die Verehrer des Schönen und Guten mit den besten Hoffnungen für die Zukunft erfüllen durfte.“37 Das Blatt berichtet auf die Stunde genau über den Ablauf des Geschehens in Wien am 31. Januar. Es wird angegeben, wie andere europäische Städte (Budapest, Triest, Dresden, München, Berlin, Petersburg, Belgrad) Rudolf nachtrauerten. In Budapest wurden die Theater geschlossen, in Dresden legte der königliche Hof bis zum 13. Februar Trauer an und in Triest wurden alle Bälle abgesagt.

Montag, der 4. Februar 1889: Genauso wie in der vorigen Nummer, wurde auch in der 28. Nummer über Rudolfs Tod sowohl in dem amtlichen als auch in dem nichtamtlichen Teil berichtet. Im ersten Beitrag wird mitgeteilt, dass die Obduktion bestätigte, dass sich Rudolf selbst mit einem Revolver wegen einer Geisteskrankheit sein Leben nahm. Im zwei Seiten langen Beitrag des nichtamtlichen Teils mit dem Titel Kronprinz Rudolf sind die letzten Tage seines Lebens chronologisch in Form eines Tagebuches ausführlich beschrieben. Die Laibacher Zeitung berichtet in dieser Nummer auch von der Vorlesung des Testaments am 2. Februar 1889, als Rudolfs Tochter zu seiner Erbin erklärt wurde.

Dienstag, der 5. Februar 1889: Im nichtamtlichen Teil der 29. Nummer erschien auf der Titelseite wieder mal ein Leitartikel mit dem Titel Kronprinz Rudolf. Die Nachricht gibt an, dass die Leiche Rudolfs im Sarg vom Hof in die Kirche gebracht wurde, wo sich auch die Öffentlichkeit von Rudolfs Leiche verabschieden konnte. Die Hauptstadt

36 Ebd.

37 Anonym (1889): Kronprinz Rudolf. In: Laibacher Zeitung. Jg. 108, Nr. 27, S. 1–3, hier S. 1.

(27)

26 der Monarchie war auf die Beerdigung des Thronfolgers vorbereitet, die am 5. Februar stattfand.

Mittwoch, der 6. Februar 1889: Der Artikel Kronprinz Rudolf wurde im nichtamtlichen Teil auf der Titelseite der 30. Nummer veröffentlicht. Die zwei Seiten lange Nachricht teilt mit, wie die Vorbereitungen auf die Beerdigung verliefen: Die Kirche wurde schwarz geschmückt und die Kränze wurden in die Hofburg gebracht. So viele Menschen wollten sich von der Leiche des geliebten Kronprinzen verabschieden, dass die Situation außer Kontrolle geriet: „Der Menschendrang zur Besichtigung der Leiche des Kronprinzen ist so ungeheuer, dass das militärische Spalier einige Male durchbrochen wurde, wobei mehrfache Verletzungen und Ohnmachtsanfälle vorkamen.“38

Donnerstag, der 7. Februar 1889: Wie schon in den vorher analysierten Blättern, wurde auch in der Laibacher Zeitung auf der Titelseite der 31. Nummer Franz Josephs Danksagung An Meine Völker! veröffentlicht.

Freitag, der 8. Februar 1889: Der letzte Leitartikel zu Rudolfs Tod wurde in der 32.

Nummer in den amtlichen Teil publiziert. Der Artikel wurde auf der Titelseite gedruckt und er listete alle wichtigen Teilnehmer der Beerdigung auf.

5.4 Berichte in der Zeitung Slovenec

In den Jahren 1873–1945 war die Zeitung Slovenec ein Blatt der slowenischen katholischen Bewegung. Wie bereits erwähnt, wurde das Blatt in Laibach und in der slowenischen Sprache gedruckt. Es wurde von bedeutenden Vertretern des slowenischen politischen Katholizismus und des slowenischen politischen und kulturellen Lebens herausgegeben.39 Die Zeitung publizierte ununterbrochen trotz vielen Regierungswechsel und globaler und innerstaatlicher Krisen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Sie hielt sich immer an die gleichen Prinzipien – die Regierung zu unterstützen und Feinde zu verachten. Als zentrale Zeitung des slowenischen

38 Anonym (1889): Kronprinz Rudolf. In: Laibacher Zeitung. Jg. 108, Nr. 30, S. 1–2, hier S. 1–2, hier S.

2.

39 Vgl. Alenka Gabrovec: Časopis Slovenec. Erhältlich unter: https://www.slovenec.org/casopis- slovenec/ (Zugriff: 15.7.2021).

(28)

27 politischen Katholizismus spielte Slovenec eine äußerst wichtige Rolle in der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung Sloweniens.40

Die Zeitung Slovenec widmete dem Tod des Kronprinzen die Titelseiten von sieben Nummern, die vom 31. Januar bis zum 8. Februar 1889 erschienen sind.

Donnerstag, der 31. Januar 1889: Der erste Artikel zum Tod des Erzherzogs erschien in der 26. Nummer. Mit einer zwei Seiten langen Todesanzeige wurde den Lesern erklärt, dass der beliebte Kronprinz am 30. Januar an einem Herzinfarkt starb. Viele Bürger in Wien gingen auf die Straßen und drückten Beileid der kaiserlichen Familie aus: „Sedaj se gnetejo po glavnih mestnih ulicah velike množice ljudstva, katera izraža globoko žalost in srčno sočutje.“41 Als die Leiche aus Mayerling nach Wien gebracht wurde, wurden alle Theater und Schulen geschlossen und alle Veranstaltungen abgesagt: „Dvorni gledališči in vsa zasebna so preklicala današnje predstave. […]

Predavanja na vseučilišči so prenehala za nedoločen čas. […] Vse predpustne veselice in slovesnosti so preklicane.“42 Bilder des verstorbenen Prinzen wurden überall in der Stadt aufgehängt. Viele Frauen zogen schwarze Kleidung an: „V izložnih oknih, bukvarnah in umetnih razstavah so povsod izobešene podobe umrlega plemenitega kneza. Povsod stojé goste trume, ki izražajo veliko žalost dunajskega prebivalstva. Mnogo dam je vže v črnih oblekah.“43

Freitag, der 1. Februar 1889: In der 27. Nummer wurden zwei Artikel zu diesem Thema publiziert. Auf der Titelseite wurde ein zwei Seiten langer Beitrag mit dem Titel Cesarjevič nadvojvoda Rudolf [Kronprinz Erzherzog Rudolf] veröffentlicht und auf der dritten Seite der Artikel Iz življenja cesarjevičevega [Aus dem Leben des Kronprinzen].

Die erste Veröffentlichung berichtet, dass nach einer Obduktion bewiesen wurde, dass sich Rudolf wegen einer Geisteskrankheit selbst mit einem Revolver in den Kopf schoss – Slovenec verbreitete die offizielle Mitteilung des Hofes. Die Nachricht beschreibt auch den Ablauf der Ereignisse im Jagdschloss. Weil Rudolf immer menschenfreundlich, mitfühlend und barmherzig war, wurde er von den Einwohnern der Habsburgermonarchie sehr unterstützt.44 In dem zweiten Artikel wird sein Leben

40 Vgl. Nina Mrzlikar (2002): Vloga časnika Slovenec v slovenskem političnem in družbenem razvoju.

Diplomsko delo. Ljubljana: Fakulteta za družbene vede, S. 3–4.

41 Anonym (1889): Cesarjevič nadvojvoda Rudolf. In: Slovenec. Jg. XVII, Nr. 26, S. 1–2, hier S. 1.

42 Ebd.

43 Anonym (1889): Cesarjevič nadvojvoda Rudolf. In: Slovenec. Jg. XVII, Nr. 26, S. 1–2, hier S. 2.

44 Vgl. Anonym (1889): Cesarjevič nadvojvoda Rudolf. In: Slovenec. Jg. XVII, Nr. 27, S. 2.

(29)

28 auf einer halben Seite vorgestellt. Der anonyme Autor schreibt von Rudolfs schriftlichen Tätigkeit und Interessen und erinnert sich an die glücklichen Momente in Erzherzogs Leben.

Montag, der 4. Februar 1889: Die folgenden drei Ausgaben brachten auf den Titelseiten Artikel mit dem gleichen Titel: Cesarjevič Rudolf [Kronprinz Rudolf]. Alle Blätter verbreiteten von jetzt an, dass Rudolf Selbstmord beging. Ferner wird auch von der Eröffnung des Testaments des Kronprinzen berichtet und die Vorbereitungen auf die Beerdigung werden beschrieben.

Dienstag, der 5. Februar 1889: Der Artikel in der 29. Nummer – wie bereits erwähnt, trug auch dieser den Titel Cesarjevič Rudolf – tröstet seine Leser und berichtet, wie der Kaiser seinem Sohn nachtrauerte. Der Kaiser verlor seinen geliebten Sohn, dennoch ist ihm wenigstens noch sein treues Volk geblieben: „Presvetli cesar je sicer zgubil jedinega ljubljenega sina, toda ostalo mu je še mnogo milijonov zvestih otrok.“45 Franz Joseph blieb 20 Minuten allein bei der Leiche und konnte für ganze 36 Stunden weder essen noch schlafen: „Okoli 20 minut je cesar ostal pri mrliču. Sam z mrličem.

[…] Brez spanja in jedi 36 ur.“46

Mittwoch, der 6. Februar 1889: Die 30. Nummer brachte auf der Titelseite den Bericht über die Beerdigung des Kronprinzen. Wie auch in den bereits analysierten Blättern wurde im Bericht veröffentlicht, wo und wann die Beerdigung stattfand und welche wichtigen und berühmten Persönlichkeiten daran teilnahmen.

Donnerstag, der 7. Februar 1889: Die Danksagung Franz Josephs an sein Volk, die in allen analysierten Zeitungen vorkommt, wurde auch in der Zeitung Slovenec in der 31. Nummer auf Slowenisch auf der Titelseite veröffentlicht. Die Tatsache, dass so viele Menschen aus allen Himmelsrichtungen nach seinem Sohn getrauert hatten, hatte ihn getröstet: „Tolažilo me je, ko sem videl v teh dnevih najgrnkejše dušne žalosti, da me obdaja vsigdar preskušeno srčno sočutje Mojih narodov […] z vseh strani, iz vseh krogov, od blizu, od daleč iz mest in vasi.“47

45 Anonym (1889): Cesarjevič Rudolf. In: Slovenec. Jg. XVII, Nr. 29, S. 1.

46 Ebd.

47 Franc Josip I. (1889): Mojim narodom! In: Slovenec. Političen list za slovenski narod. Jg. XVII, Nr. 31, S. 1.

(30)

29 Freitag, der 8. Februar 1889: Die 32. Nummer veröffentlichte auf der Titelseite die letzte Nachricht über den Tod des Kronprinzen. Das war eine Reaktion des Blattes auf die Danksagung des Kaisers. Das Blatt war von der Geste des Kaisers berührt und fühlte sich beruhigt, dass die Zukunft Österreichs doch in guten Händen bleiben wird:

„Kako bi obupavali nad prihodnostjo avstrijske države, ako je njeno žezlo v rokah tako blagega, tako plemenitega in tako skrbnega vladarja, […]“48

48 Anonym (1889): Cesarjeva zahvala. In: Slovenec. Jg. XVII, Nr. 32, S. 1.

(31)

30

(32)

31

6 SCHLUSSBEMERKUNGEN

Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich mit dem Leben und dem mysteriösen Tod des österreichischen Kronprinzen Rudolf auseinander. Im ersten Hauptkapitel werden das Leben Rudolfs und mit seinem Unfall verbundene Ereignisse beschrieben und analysiert. Er war zu einem Doppelleben gezwungen: Einerseits repräsentierte er einen angesehenen Thronfolger, andererseits versank er in Unzufriedenheit mit dem Druck seiner Funktion und den Folgen seiner Krankheit. Am 30. Januar 1889 geschah in Mayerling ein Ereignis, das Wien, Österreich und ganz Europa erschütterte. Der Tod des Thronfolgers der Habsburgermonarchie war das Hauptthema aller Presseorgane.

In der Diplomarbeit wird dieses Ereignis anhand der Zeitungsartikel aus den slowenischen und deutschen Blättern, die auf dem slowenischen ethnischen Gebiet erschienen sind, analysiert. Die ausgewählten Blätter sind die Marburger Zeitung, die Laibacher Zeitung und die Südsteirische Post, die in deutscher Sprache gedruckt wurden, und das slowenische Blatt Slovenec. Während die Freude und Glück zu seinem Geburtstag unermesslich waren, war die Trauer an seinem Sarg umso schmerzhafter. Obwohl die politische Ausrichtung von gewählten Blättern unterschiedlich ist, haben sie im Fall des Todes des Kronprinzen Rudolf Vieles gemeinsam. In allen Presseorganen befinden sich die Artikel meistens auf den Titelseiten und fast alle Zeitungen (mit der Ausnahme der Marburger Zeitung) erklärten den Tod in der Form einer Todesanzeige. Aus den Sätzen wie „Habsburg weint und Österreich mit ihm, denn wo Habsburgs Tränen fließen, da bleibt keines Österreichichs Auge trocken“49 oder „Ein erschütternder Schicksalsschlag hat das Allerhöchste Kaiserhaus, hat alle Völker der österreichisch-ungarischen Monarchie betroffen“50 geht hervor, dass alle zutiefst schockiert und erschrocken waren, denn niemand erwartete, dass die Monarchie ihren Thronfolger schon so früh verlieren wird. Die Antwort auf die Frage, ob es zwischen den slowenischen und deutschen Blättern auf dem slowenischen ethnischen Gebiet zum Thema Tod des Kronprinzen wesentliche Unterschiede gibt, kann so verneint werden. Es gibt zwar einige minimale Unterschiede in der Anzahl und Länge der Artikel zu diesem Thema, aber alle analysierten Blätter berichteten über den Verlust des Thronfolgers emotionsgeladen,

49 Anonym (1889): Kronprinz Rudolf. In: Laibacher Zeitung. Jg. 108, Nr. 26, S. 1.

50 Anonym (1889): Kronprinz Rudolf. In: Südsteirische Post. Jg. IX, Nr. 10, S. 1.

(33)

32 trauer- und respektvoll. 1889 widmeten sie mindestens zwei Titelseiten und drei Nummern der erschütternden Nachricht. In allen vier Zeitungen wurde die offizielle Mitteilung des Hofes veröffentlicht, die behauptet, dass Rudolf wegen einer Geisteskrankheit Selbstmord beginge. Die Entscheidung, nur die offizielle Mitteilung und keine Gerüchte zu verbreiten, kann mit der strengen Zensur verbunden werden und auch damit, dass die Presseorgane das Volk nicht noch weiter beunruhigen wollten. Eine Information wurde jedoch nirgends erwähnt, und zwar die Anwesenheit Mary Vetsera in Mayerling. Heute ist ihr Beisein unanfechtbar: 2015 wurden nämlich ihre vernichtet geglaubten Abschiedsbriefe aus Mayerling an ihre Mutter, ihre Schwester und ihren Bruder entdeckt, in denen sie sich von allen für immer verabschiedete.51

51 Vgl. Anonym (2015): Affäre Mayerling. Mary Vetseras Abschiedsbriefe. Erhältlich unter:

https://www.g-geschichte.de/uebergreifend/mary-vetseras-abschiedsbriefe/ (Zugriff: 10.7.2021).

(34)

33

7 ZUSAMMENFASSUNG

Der erste Teil der Diplomarbeit stellt das Leben des österreichischen Kaisersohnes und ungarischen Königssohnes Rudolf von Habsburg vor. Nach dem Überblick seiner Lebensgeschichte werden die Hintergründe seines Todes analysiert. Am 30. Januar 1889 erschoss Rudolf im Jagdschloss Mayerling seine Geliebte Mary Vetsera und schließlich noch sich selbst. Die Angelegenheit, die als „Affäre Mayerling“ bekannt wurde, sorgte jahrzehntelang für alle möglichen Gerüchte, die sich in zwei große Gruppen einteilen lassen: die unglückliche Liebesgeschichte und die Attentatsgeschichte.

Der zweite Teil der Arbeit setzt sich mit den Nachrichten zu diesem Ereignis in den damaligen Presseorganen auseinander. Es wurden vier Zeitungen analysiert: die prodeutsche Marburger Zeitung, die proslowenische Südsteirische Post, die neutrale Laibacher Zeitung und das slowenische Blatt Slovenec. Es stellte sich heraus, dass die Berichterstattung über dieses Ereignis keine wesentlichen Unterschiede aufzeigte, da diese Nachricht alle Nationen der Monarchie gleichermaßen erschütterte.

8 POVZETEK

V prvem delu diplomskega dela je predstavljeno življenje avstrijskega cesarjeviča in ogrskega kraljeviča Rudolfa Habsburškega. Pregledu njegove življenjske zgodbe sledi predstavitev ozadja njegove smrti. 30. Januarja 1889 je Rudolf na lovskem dvorcu Mayerling ustrelil svojo ljubico Mary Vetsero in na koncu sodil še sebi. Dogodek, kasneje znan kot „Afera Mayerling“, je desetletja sprožal različne govorice, ki jih je možno razdeliti v dve skupini: med ljubezenske zgodbe ali pa med zgodbe o atentatu.

Drugi del diplomskega dela obravnava članke iz takratnega časopisja. Analizirani so štirje časopisi: pronemški Marburger Zeitung, proslovenski Südsteirische Post, nevtralni Laibacher Zeitung in slovenski časopis Slovenec. Izkazalo se je, da med poročanjem o tem dogodku ni prišlo do bistvenih razlik, kajti novica je pretresla vse narode v monarhiji.

(35)

34

9 QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

9.1 Zeitungsquellen

Laibacher Zeitung, Ljubljana (Laibach), 1889.

Marburger Zeitung, Maribor (Marburg), 1889.

Slovenec, Ljubljana (Laibach), 1889.

Südsteirische Post, Maribor (Marburg), 1889.

9.2 Sekundärliteratur

Antoličič, Gregor (2016): Franc Jožef. Ljubljana: Cankarjeva založba.

Bestenreiner, Erika (2012): Sisi: Življenjepis avstrijske cesarice Elizabete in njene rodbine. (Zbirka Zgodovinske osebnosti). Ljubljana: Kmečki glas.

Bled, Jean-Paul (1989): Kronprinz Rudolf. Köln (et al.): Böhlau Verlag.

Flajs Bektašević, Diana (2020): Das Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich- Ungarn im Spiegel der slowenisch- und deutschsprachigen Presse. Magistrsko delo.

Ljubljana: Filozofska fakulteta.

Hamann, Brigitte (1978): Rudolf. Kronprinz und Rebell. München/Wien: Amalthea Verlag.

Kramberger, Petra (2015): „Alle guten Oesterreicher werden unser patriotisches Unternehmen unterstützen“: Südsteirische Post (1881-1900), nemški časopis za slovenske interese. Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete.

Mrzlikar, Nina (2002): Vloga časnika Slovenec v slovenskem političnem in družbenem razvoju. Diplomsko delo. Ljubljana: Fakulteta za družbene vede.

Suppan, Arnold (1988): Slowenen und Deutsche in Krain, der Untersteiermark und in Slowenien in den Volkszählungen von 1880, 1910, 1921 und 1931. In: Rumpler, Helmut/Suppan, Arnold (Hrsg.): Geschichte der Deutschen im Bereich des heutigen

(36)

35 Slowenien 1848–1941. Wien/München: Verlag für Geschichte und Politik/R.

Oldenbourg Verlag, S. 311–318.

Žigon, Tanja (2004): Deutschsprachige Presse in Slowenien (1707–1945). Teil 1:

Deutschsprachige Presse in Krain bis 1860. In: Berichte und Forschungen. Jahrbuch des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Bd.

12. München: Oldenbourg Verlag, S. 199–240.

9.3 Internetquellen

Anonym (2015): Affäre Mayerling. Mary Vetseras Abschiedsbriefe. Erhältlich unter:

https://www.g-geschichte.de/uebergreifend/mary-vetseras-abschiedsbriefe/ (Zugriff:

10.7.2021).

Anonym: Mayerling. Erhältlich unter: https://www.karmel-mayerling.org/ (Zugriff:

30.6.2021).

Anonym (2015): Slovenec. Erhältlich unter: https://www.slovenec.org/casopis- slovenec/ (Zugriff: 15.7.2021).

(37)

36

10 ANHANG: ZEITUNGSAUSSCHNITTE

10.1 Erklärung des Todes Rudolfs in der Marburger Zeitung52

52 Anonym (31. Januar 1889): Ein schweres und düsteres Verhängnis breitet seinen Trauerschleier über Oesterreichs Herrscherhaus. In: Marburger Zeitung. Jg. XXVIII, Nr. 9, S. 1.

(38)

37

10.2 Erklärung des Todes Rudolfs in der Südsteirischen Post53

53 Anonym (1. Februar 1889): Kronprinz Rudolf. In: Südsteirische Post. Jg. IX, Nr. 10, S. 1.

(39)

38

10.3 Erklärung des Todes Rudolfs in der Laibacher Zeitung54

54 Anonym (31. Januar 1889): Kronprinz Rudolf. In: Laibacher Zeitung. Jg. 108, Nr. 26, S. 1.

(40)

39

10.4 Erklärung des Todes Rudolfs in der Zeitung Slovenec55

55 Anonym (31. Januar 1889): Cesarjevič nadvojvoda Rudolf. In: Slovenec. Jg. XVII, Nr. 26, S. 1–2.

Reference

POVEZANI DOKUMENTI

Die Mehrheit der Eltern (x̄̄ = 4,1; 52 %) glaubt, dass das frühe Fremdsprachenlernen unmittelbar mit dem späteren Erfolg ver- bunden ist und tendiert auch dazu, dass

20 Entscheidend für den frühen Henze ist allerdings, dass der zitierte Tonfall und die kon ventio nelle Chiffre nicht mehr als den Ausgangs- punkt bilden, von dem aus ihre Über

5 Theodor W. Dialektik der Aufklärung, hrsg.. etwas und damit nichtig. Philosophie, die das anerkennt, die Autarkie des Begriffes tilgt, streift die Binde von den Augen.« 6

Doch auf dem Prinzip der Nachahmung, des Abbildens, durch das sich in die Musik von Schiitz auf dem Wege liber den Text die Begriffsfelder als Gehalt

Braun, »Vergleichende Untersuchung über die Ordnung der Schuppen an den Tannenzapfen als Einleitung zur Untersuchung der Blattstellung überhaupt«, in Nova Acta

Der anonyme Autor des Beitrags führt an, dass das Porträt Othmar Reisers nach einem 1845 entstandenen Ölgemälde ausgeführt wurde und dass das Porträt Andreas Tappeiners nach einer

40 Vom Dísz-tér aus schickte das ungarische Außenministerium einen Bericht an die ungarischen Botschaften, in dem es die Beschlüsse des Genfer Völkerbundes über

Die neuerliche Grundllng des "Klub Siovenija " resul(ie rte aus clef Vefeinigllng von liber Jlen unci soziald emokr:ltischen politischen Ideen unter den amerikJni-