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Vpogled v Jacobus Publicius in njegov učenec. Umetnost spominjanja kot akademska vaja v pouku na erfurtski univerzi

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Academic year: 2022

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Angelika Kemper

Jacobus Publicius und sein Schüler.

Die Gedächtniskunst als akademische Übung im Erfurter Universitätsunterricht

Schlüsselwörter: Universität Erfurt, Mnemotechnik, Ars memorativa, Jacobus Publicius, Spätmittelalter, Frühhumanismus, Rhetorik, Askese

DOI: 10.4312/ars.12.2.271-284

Die Bedeutung der Mnemotechnik für das spätmittelalterliche und humanistische Gelehrtenwesen steht außer Frage. Die Ausgestaltung der (z.T. höchst anspruchsvoll geformten) Lehre wird seit einigen Jahren verstärkt erforscht,1 weitgehend im Dunkeln liegt allerdings nach wie vor die praktische Gestaltung des mnemotechnischen Unterrichts, der an den Universitäten stattfand. Der Beitrag will diese Praxis anhand eines Beispiels näher beleuchten.

Die Mnemotechnik ist eine Technik zur Gedächtnisschulung, die mithilfe visualisierender und gedächtnisstrukturierender Methoden das natürliche Gedächtnis unterstützen soll. Die aus der Antike stammende Methode, einen mentalen Ort zu erschaff en und mit bildlich verdichteten Gedächtnisinhalten zu füllen, stellt nur die prominenteste Spielart dar (Rhetorica ad Herennium, III, 16–22; Cicero, De oratore, II, 354; Quintilian, Institutio oratoria, XI, 2). Die mnemotechnischen Traktate, welche im 15. Jahrhundert zahlreich in Erscheinung traten, sind zugleich ein Phänomen der Kulturgeschichte, das zwischen verschiedenen Wissensfeldern bzw. Disziplinen und gesellschaft lichen Subsystemen angesiedelt war; die Technik der Ars memorativa wurde in dieser Zeit auf der Grundlage philosophischer, rhetorischer, religiöser und medizinischer Interessen betrieben. An der Wende zwischen dem Spätmittelalter und der beginnenden Frühen Neuzeit ließ sich ein Anstieg der Wissensbestände beobachten, der Veränderungen in der zeitgenössischen Wissenslandschaft nach sich zog und inhaltliche wie institutionelle Neujustierungen nötig machte. Die Menge verschrift lichter Informationen und die Buchproduktion nahmen zu, im deutschsprachigen Raum wurden Universitäten gegründet, die Studentenzahlen stiegen, reformorientierte Klöster verbesserten ihre Bibliotheken und Skriptorien. Dies geschah vor dem Hintergrund der Erneuerung der Studien, die durch die humanistische Bewegung initiiert wurde

1 Grundlegend: Hajdu, 1936; Rossi, 1960; Carruthers, 1990; Yates, 21991; neuere Publikationen zum Th ema sind: Seelbach, 2000; Wójcik, 2008; Doležalová, 2016.

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– mit ihren poetischen und rhetorischen Inhalten zunächst am Rand des regulären universitären Curriculums, aber in das etablierte Unterrichtssystem drängend.

Die von solchen Entwicklungen betroff enen Personenkreise – Studenten und Professoren, Mönche und Nonnen, Scholastiker und Humanisten, Prediger und Juristen etc. – traten als Interessentinnen und Interessenten der Ars memorativa in Erscheinung, da sie in ihren alltäglichen Tätigkeiten eine Technik benötigten, die ansteigenden Wissensmengen zu bewältigen und diese nach Belieben zu selektieren, abzuspeichern und aufzurufen. Ein erneuertes Interesse an der Rhetorik, das zu den humanistischen Errungenschaft en zählte, tat ein Übriges zur Wertschätzung der Mnemotechnik in dieser Zeit.

Auch der spanische Wanderhumanist Jacobus Publicius stellte seinen Mnemotechnik-Traktat (Incipit: Haud ab re fore arbitror) in den Dienst der Rhetorik.

Publicius stammte wohl aus Salamanca in Spanien – er selbst behauptete, Florentiner zu sein – und war als Mediziner ausgebildet, was sich auch in seinem Werk spiegelt.2 Nach Stationen in Salamanca und Valencia war er 1458 in ‘Tolosa’ (Toulouse) als Dozent tätig, er lehrte danach als wandernder Gelehrter an mehreren Universitätsstandorten (Leuven 1464, Erfurt 1466/67, Leipzig 1467, Köln 1468, Wien 1468, Krakau 1469, Basel 1470/71, Reims 1473/74) und hatte sich wohl auch eine Zeit in Italien aufgehalten.3 Die Nachricht über Publicius' 1472 erfolgten Tod erscheint zweifelhaft (Sottili, 1975, 271f., 286).

Zeugnis seines humanistischen Unterrichts in Erfurt (1466/1467) ist ein studentisches ‘Kollegheft ’, dessen Inhalte von Johannes Knaessen aufgezeichnet wurden und in einer Sammelhandschrift überliefert sind. Es enthält Mitschrift en zu verschiedenen Unterrichtsstoff en und gibt dabei einen ebenso seltenen wie wertvollen Aufschluss zur mnemotechnischen Vermittlungspraxis. Die Handschrift (dat. 1447–1467; Universitätsbibliothek Erfurt, CA 4°12) dokumentiert also – aus der Sicht des mitschreibenden Studenten und ‘aus erster Hand’ – die Lehre des spanischen Wanderhumanisten, die aus Interpunktionslehre, Rhetorik, Epistolographie und Mnemotechnik bestand. Die Notate zeigen Züge einer Primärrezeption, die neben den erklärenden Kommentierungen auch die didaktischen Maßnahmen des Meisters erkennen lassen, denn Publicius suchte einen Transfer mnemotechnischer Inhalte an universitäres Publikum zu erleichtern, indem er die Komplexität der

2 Vgl. seine medizinische Detailkenntnis im Gedächtnistraktat ‘Haud ab re fore arbitror’; zum Autor vgl. Carruthers et al., 2004, 226f. sowie Cosenza, 1962, 2967. Zur spanischen Herkunft siehe Kristeller, 1959, 83–90, bes. 90 (ohne exakten Beleg); Sottili, 1975, 270–286, bes. 271. Siehe auch Sottili, 1985, 7.

3 Publicius hatte in Leuven eine Stellung als Rhetorikprofessor, siehe Bertalot, 1915, 1–24, bes. 18;

Sottili, 1985, 21. Wahrscheinlich verbrachte Publicius – dem in der Briefl ehre genannten italienischen Widmungsträger nach, dem Fürsten von Tarent – auch einige Zeit in Italien.

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Lehre in realistischer Weise an die Bedürfnisse und Voraussetzungen der Hörer anpasste.

Der bereits genannte Schüler des Publicius, Johannes Knaessen (ca. 1445–1505), verlegte sich, nachdem er in Erfurt 1472 Artistenmagister geworden war, auf das Rechtsstudium und ist später – nach einem Zwischenaufenthalt als Chorherr in Basel – als Kanoniker und Rektor in Erfurt (1496) nachzuweisen.4 Die vorliegende Sammlung (Universitätsbibliothek Erfurt, CA 4°12) besteht aus einer 269 Bll. umfassenden Handschrift , die aus dem Erfurter Universitätskontext hervorgegangen ist. Als Besitzer und teils als Schreiber der Handschrift kann Knaessen benannt werden, der sich für das Jahr 1475 als possessor eintrug (Schum, 1887, 292–294, bes. 292). Die Sammelhandschrift reicht jedoch in Knaessens 1465 beginnende Studienzeit hinein, im Kern dürft e der Codex zwischen den vierziger und siebziger Jahren entstanden sein, zumal mehrere Schreiberhände mitwirkten. Die hier enthaltene ‘Rhetorica’ des Publicius ist im Jahr 1467 geschrieben,5 die späteste Datierung weist in das Jahr 1499, als Knaessen sein Studium längst beendet (1472) und bereits das Erfurter Rektorenamt (1496) innegehabt hatte.6 Die Sammlung enthält einen Kommentar zu Seneca-Briefen (fol. 1r–61v), Sallusts ‘Coniuratio Catilinae’ (fol. 63r–80r), den Traktat ‘De arte distinguendi’ des Publicius (fol. 84v–90r) sowie dessen Rhetorik (fol. 93r–125r), eine Cicero-Rede (‘Pro Marco Marcello’, fol. 126r–130r), die ‘Ars epistolandi’ des Publicius (fol. 141r–162v), zwei Sammlungen von Cicero-Briefen (darunter ‘Ad familiares’; fol.

163r–171r, 226v–231v), die ‘Ars memorativa’ des Publicius (fol. 176r–189r), ferner ein lateinisches Bruchstück aus der Alexandertradition (Incipit: In Egipto reperiuntur optimi astronomi, fol. 200–201v), Memorialverse (fol. 201v), ein Epitaph des Dichters Terenz (fol. 201v) und mehrere Carmina (z.B. die Alanus ab insulis zugeschriebene

‘Apocalipsis’, fol. 205r–205v), Auszüge aus Alanus' ‘Anticlaudianus’ (fol. 206r–207r;

207v–210r), die ‘Synonyma’ des Humanisten Stephanus Fliscus (Stefano Fieschi, † nach 1462; fol. 212r–226r), eine Anleitung zum Schachspiel (fol. 232r) sowie rhetorische Regeln (fol. 232v–235r) und schließlich zwei juristische Einträge, eine Vokabelliste und einen auf 1447 datierten, gekürzten Auszug aus ‘De arbore consanguinitatis’ (fol.

238r–265r, 266r–269r).7

4 Knaessen (Knaess, Kneß, Gnas) ist bei seinem zweiten Aufenthalt in Erfurt als langjähriger Dekan des Kollegs der ‘Porta coeli und als Kanoniker in St. Severi dokumentiert; Bauch, 1904, 53–56;

Kleineidam, 1969, 52 und 153f.

5 Vgl. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 124r: Jacobi Publicii Rufi fl orentini ytali oratoris disertissimi instituciones oratorie fi niunt feliciter, temporis gracie Anno Domini 1467 […]; Zitate aus dieser Handschrift , die mehrere Schreiberhände zeigt, unter Aufl ösung von Ligaturen und Kürzungen. Der Codex besitzt z.T. eine doppelte Folienzählung, bei Zitaten werden (unter Bevorzugung der neueren Zählung) eingeklammerte Zahlangaben ignoriert.

6 Die Promotion erfolgte 1502; siehe Bauch, 1904, 55.

7 Angaben nach Schum, 1887, 292–294 (Zuweisungen an Publicius ergänzt).

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Der Erfurter Sammler erfasste insgesamt vier Texte von Publicius, wobei sich nach Ausweis von Agostino Sottili auch die Sallust-Passage sehr wahrscheinlich auf Publicius' Unterricht zurückführen lässt (Sottili, 1985, 34). Der studentische Hörer erstellte zudem Interlinearglossen und Randnoten. Die Glossen enthalten lateinische Vokabelhilfen – sehr selten auch deutsche Übersetzungen – und verraten in der Interpunktions- und Metriklehre ‘De arte distinguendi’, berücksichtigt man die mit maniculae herausgehobenen Merksätze wie Prestabilius sero est eciam discere quam semper ignorare, ein eher anfängerhaft es Niveau.8 Nach Sottilis Einschätzung zielte diese Lehre auf eine artistische Hörerschaft (Sottili, 1985, 37). Publicius stellte in ihr nicht nur sein Wissen, sondern auch die eigene Musterhaft igkeit heraus, indem er seine stilistischen Ansprüche hervorhob und kritische Bemerkungen zum gesunkenen Niveau der artes hören ließ ([…] maiorum nostrorum incuriam, ne socordiam aut ignaviam dixerim […].).9 Solchermaßen für Anfänger der Artes Orientierung bietend, machte Publicius als Kontrahenten der humanistischen Studien sowohl vulg[us] (Menge, Pöbel) als auch census (Vermögen) aus und berief sich explizit auf horazische Maximen (Ut Venusini vatis sententia dictitat).10 Durchgehend lässt sich die für die humanistische Bewegung topische Lichtmetaphorik11 nachweisen, wobei der Autor gezielt den Nutzen und die Neuheit seiner Schrift benannte – […] opus […]

novitate viribus [?] et fructu amplissimum –, während er die Lehre von Konkurrenten herabsetzend beurteilte (deridiculam doctrinam).12 Der Dozent verwendete überwiegend, den humanistischen Vorstellungen sprachlicher Eleganz und Reinheit entsprechend, klassische Autoren (Cicero, Vergil, Sallust), zog jedoch im Metrikteil auch Beispiele aus der frühen Kaiserzeit heran (Juvenal, Statius, Lukan). Der Autor betonte darüber hinaus die Sorgfalt im Wissenserwerb und die große Bedeutung der elementaren Ausbildung der Jugend. Dies kann wohl als Hinweis auf das Alter der Adressaten seiner Interpunktionslehre gelesen werden, was angesichts des frühen Eintrittsalters spätmittelalterlicher Universitätsbesucher durchaus realistisch erscheint und auch dem Anspruchsniveau entsprechen würde.13 In der Tat hat sich der studentische Nutzer intensiv mit den angepriesenen Lehrinhalten befasst und in seiner

8 UB Erfurt, CA 4°12, fol. 85r. Für rudimenta wird etwa als Synonym elementa angegeben (ebd.), als deutsche Vokabel erscheint in einer Marginalie z.B. unsorchvoldicheit (fol. 84v, für incuria).

9 UB Erfurt, CA 4°12, fol. 84v.

10 Vgl. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 84v. Für die erste Beziehung vgl. den prägnanten Beginn der

horazischen Ode III,1 (Odi profanum vulgus et arceo), für die Empfehlung der Genügsamkeit vgl. z.B.

Ode I, 38; zitiert nach Horatius Opera (publ. Shackleton Bailey, D. R.), Stuttgart 31995, 67.

11 Vgl. das Ende des Prologs: Ut nostri saeculi hominibus aliquid / splendoris et luminis […] referam. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 85r–85v.

12 UB Erfurt, CA 4°12, fol. 85r, 86r. Publicius bezieht sich auf einen Albinus (?), hinter dem sich off enbar der ‘Dialogus de Rhetorica et virtutibus’ des Alkuin († 804) verbirgt.

13 Hec quippe prima adolescencie rudimenta tanti facienda sunt, ut eciam deliros, imperfectos et mancos ineptosque senes dicamus. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 85r.

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Mitschrift gründlich bearbeitet, d.h. annotiert und mit kleinen Schemazeichnungen am Rand versehen, wobei er Synonyme und Beispiele ergänzte.

Abb. 1: Haud ab re fore arbitror, Erfurt, Universitätsbibliothek Erfurt, CA 4°12, fol. 175r (176r).

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Die Gedächtnislehre des Publicius (Incipit: Haud ab re fore arbitror) ist ebenfalls in Knaessens Sammelhandschrift vertreten. Der Erfurter Student hatte sie – v.a.

am Beginn – intensiv mit Glossierungen und Marginalien versehen, was auf eine gründliche Behandlung durch den humanistischen Dozenten schließen lässt. Die Hinzufügungen betreff en im gesamten Dokument v.a. Worterläuterungen und zudem im Prolog, der inhaltlich und stilistisch anspruchsvoll gehalten ist, vereinzelt Hinweise zu syntaktischen Zuordnungen.14 Ferner lassen sich marginale Notizen ausmachen, die in konziser, teils schematischer Form die Inhalte ergänzen oder kurz zusammenfassen; Knaessen vermerkte hier Sachinformationen, etwa zur Figur der Mnemosyne (Memoria dicitur mater musarum et omnium scienciarum seu facultatum […]) sowie zu den Qualitäten der prudentia nach Ciceros ‘De inventione’ (II, 53).15 Die zahlreichen Worterläuterungen beweisen, dass basale lexikalische und semantische Informationen nicht präsent waren bzw. dass ein Verständnis der mnemotechnischen Lehre off enbar vor artistischen Zuhörern nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden konnte. Die in Knaessens Mitschrift besonders ausgezeichneten Textteile, für die er Unterstreichungen und maniculae einfügte, beziehen sich auf die Anpreisung der Leistungsfähigkeit der Mnemotechnik (Quid enim preclarius, quid gloria, quid laude, quid admiracione dignius quam […] ingenio anteire omnes non modo mortales, sed naturam ipsam […]16), defi nitorische Kernsätze (z.B. zur naturalis memoria17) und auch auf Querverweise zu klassischen Autoren bzw. Zitationen.18 Dem Text lässt sich entnehmen, dass von Publicius keine Visualisierungen angeboten und in das Manuskript integriert wurden, doch gibt es durchaus einen Hinweis auf die Verwendung des mnemonischen, nach Himmelsrichtungen geordneten Schaubilds, das auch in Publicius' Ars-memorativa-Drucken erscheint. Direkt nach dem Prolog und der Simonides-Erzählung (die die Begründung der Mnemotechnik referiert) fi ndet sich in der Sammelhandschrift eine Erläuterung des besagten Schaubilds, noch bevor die eigentliche Lehre beginnt (Prima tenet centrum, c celum, medium diem d, septem f triones).19 Die Örterlehre erhält, nachdem das mnemotechnische Grundprinzip der

14 Vgl. etwa caduci mit der Annotierung quia cito cadit; UB Erfurt, CA 4°12, fol. 175r. Off enbar waren die relativen Satzanschlüsse im Prolog ([…] que summa nos caritate […]. Que a natura que volunt […]) bereits für zeitgenössische Rezipienten nicht gut verständlich. Knaessen notierte an beiden Stellen über den Zeilen scilicet divina mens (UB Erfurt, CA 4°12, fol. 175r), was im zweiten Fall jedoch syntaktisch kaum zur Klärung beiträgt. – Speziell zur Lehre des Publicius siehe: Carruthers et al., 2004, 226–254 (inkl. englischer Übersetzung des Traktats). Die Überlieferung des Traktats in Handschrift en und Drucken erfasst Seelbach, 2000, 116f.

15 Vgl. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 175r; Knaessen listete für prudentia auf: pars prudencie secundum tulium sunt: Inteli<ge>ncia, providencia, memoria.

16 UB Erfurt, CA 4°12, fol. 175v.

17 UB Erfurt, CA 4°12, fol. 176v.

18 Vgl. zu Erwähnungen Vergils UB Erfurt, CA 4°12, fol. 177v, 178r (hier auch ein Zitat).

19 Vgl. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 176r.

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Ordnung eingeführt wurde, von studentischer Hand zahlreiche Glossen. Die dichte Annotierung des Lehrtextes endet im Abschnitt über die Übung des Gedächtnisses und fehlt fast gänzlich in den medizinischen Passagen (fol. 181v–183v), die entweder dem Hörer zu uninteressant schienen oder – was immerhin möglich wäre – im Unterricht ausgelassen wurden. Es zeichnet sich auch insgesamt ab, dass Publicius an manchen Stellen sein Programm einschränkte und didaktisch Schwerpunkte setzte. So wurden in der Lehrveranstaltung Kapitel der Örterlehre gekürzt,20 v.a. aber fehlt der die Buchstabenverwendung erläuternde Teil, also das komplette Buch 2, das in anderen Überlieferungsträgern zahlreiche Illustrationen zeigt; da ein hieraus stammendes Schaubild off enbar Erwähnung fand, wie berichtet, liegt wohl eine fallweise Nutzung dieses Buches vor.21 Publicius setzte, nach Knaessens Manuskript, seine Lektionen dann mit dem dritten Buch fort, wo er die Bilderlehre ausführte, die der Student jedoch nicht annotiert hatte. Zwischen Örter- und Bilderlehre, den beiden von Publicius demnach als Kernstücke ausgewählten und vermittelten Lehrinhalten – wobei die Örterlehre am intensivsten durchgearbeitet erscheint –, ergänzte der Student auf anderthalb Folioseiten in einer eng geschriebenen Kursive einige Zusatzbemerkungen. Es handelt sich um Auszüge aus Hieronymus-Briefen (Epist. 68; 52; 10; 118) und eine Stelle des

‘Didascalicon’ des Hugo von St. Viktor (III, 14), aber auch um einen Evangelientext (Mt 2, 15).22 Die Zitate thematisieren die rechte Lebensweise, die Kindererziehung, das Th ema der Adolescentia und – überraschend vielleicht für den humanistischen Rhetorikunterricht – die Vergänglichkeit des Lebens und das Klerikerdasein. Die Hieronymus-Briefe zählten zu Publicius' standardmäßigem Lehrprogramm, zu denen er nachweislich auch in Leipzig gelesen hatte, so dass er in Erfurt seine Lehre kombinierte und, neben den mnemotechnischen Instruktionen, auch eine thematische Anbindung übte. Der längste Abschnitt dieser Auszüge erhielt eine eigene Überschrift (Quid [?] dicam de virtutibus) und streift den Bereich der Tugendethik.23 Die Notate belegen damit nicht nur eine Integration der Tugendlehre in den mnemotechnischen Unterricht (wenngleich die Art der praktischen Einbeziehung unklar bleibt), sondern auch eine Beschäft igung mit religiöser Sündenangst. Publicius zog in dieser Passage off enbar bevorzugt Hieronymus-Zitate mit einer solchen Konnotation heran und bezog sich u.a. auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Ego ita sum, quasi a cuncto

20 Vgl. die freigebliebene Halbseite in UB Erfurt, CA 4°12, fol. 179v. Die Passage war vorgesehen für Abschnitte zum Finden der Örter und deren Verschiedenheit.

21 Das mnemonische Schaubild ist z.B. in der Handschrift BL London, Add MS 28805 enthalten (fol.

147r), alphabetische Figuren wurden in der Ausgabe Jacobus Publicius, Institutiones oratoriae, Venedig: Erhard Ratdolt 1482 abgedruckt (das Werk wird im Drucktext, der keine eigene Titelei besitzt, als Oratoriae artis Epitomata bezeichnet).

22 Vgl. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 184r–184v.

23 Vgl. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 184v.

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grege, quasi morbida ovis aberrans […] Ego sum ille prodigus fi lius […]).24 Mehrfach behandelten die Lektionen auch das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus, das die Gegensätze zwischen Jenseits und Diesseits beleuchtet und, vor dem Hintergrund der Heilsperspektive, die Nutzlosigkeit von Reichtum konturiert.25 Hieronymus war bei alldem nicht nur ein Mode-Heiliger des Spätmittelalters, der als intellektuell-asketische Gestalt zum “bevorzugten Heiligen der Gebildeten” wurde und speziell bei geistlichem und elitärem Publikum Anklang fand, er war auch ein frühes Rollenvorbild für den Ausgleich zwischen gebildetem Sprachpurismus und religiöser Lebensführung.26 Da sein Kult in Italien und Spanien bereits seit dem 14. Jh. fl orierte – die Briefe wurden zu dieser Zeit auch im deutschsprachigen Raum verbreitet –, nimmt es nicht wunder, dass Hieronymus als Inbegriff einer antik gebildeten “christliche[n]

Eloquenz” dienen konnte und Anhänger gerade unter Humanisten fand.27 Indirekt tritt so der intellektuelle Standpunkt des Frühhumanisten Publicius hervor, dessen weltliche Ambitionen off enbar eine geistliche Rechtfertigung benötigten und auf innere Konfl ikte schließen lassen. Auch an anderen Stellen der Ars memorativa wird deutlich, dass Publicius bei seinen Lehrvorträgen auf Th emen dieser Art zurückgriff und neben den Tugenden auch die Gnadenproblematik und das tribunal Christi berührte; eine Art der christlichen Tugendlehre scheint in den Unterricht integriert gewesen zu sein, so notierte der Student etwa die vier Kardinaltugenden in den Marginalien des Abschnitts ‘De ordine, serie seu distribucione’.28

Insgesamt ist feststellbar, dass die Ars memorativa, was die universitäre Wissensvermittlung angeht, mit klarer didaktischer Reduktion gelehrt wurde.

Der mnemotechnische Unterricht behandelte off enbar nur Ausschnitte intensiv (Örterlehre), was auf ein langsames Vermittlungstempo bzw. ein erst allmählich zu entwickelndes Verständnis der Hörer schließen lässt. Auch fand sich die mnemotechnische Lehre, die solchermaßen in eher rudimentärer Form in die universitäre Lehrpraxis einging, kombiniert mit anderen Inhalten. Diese Maßnahmen erleichterten jedoch allesamt einen Transfer mnemotechnischer Inhalte, indem sie die Komplexität der Lehre verringerten und diese mit bekannten Lehrinhalten verknüpft en.

24 UB Erfurt, CA 4°12, fol. 184v. Verwendet wurde die Hieronymus-Epistel 2, siehe Patrologia Latina, 22, col. 331f.

25 Vgl. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 184v und 185r.

26 Vgl. Hamm, 2011, 154–159 sowie 179f. Nach Hamm war Hieronymus eine Identifi kationsfi gur für die spätmittelalterliche Laienfrömmigkeit, Ordensspiritualität und Gelehrtenkultur, aber kein breit verehrter “Volksheiliger” (159).

27 Vgl. Hamm, 2011, 170–181, bes. 179. Vgl. die berühmte Briefstelle, in der Hieronymus von einem Angsttraum berichtet, der den Zwiespalt zwischen Christentum und heidnischer Bildung spiegelt (der göttliche Richter wirft ihm vor: Ciceronianus es, non Christianus; Epist. 22, 30; Patrologia Latina, 22, col. 416).

28 Ein inhaltlicher Bezug der Kardinaltugenden zum betreff enden Abschnitt tritt nicht hervor; vgl. UB Erfurt, CA 4°12, fol. 177v; zum tribunal Christi vgl. fol. 189r.

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Off enbar wurden die Feinheiten der Gedächtnislehre eher von Experten rezipiert als von Artistenstudenten, die eine humanistische Rhetorikgrundlage erwarben. Züge einer mnemotechnischen Geheimlehre sind in Publicius' Unterricht so auch nicht zu erkennen, die Lehrinhalte sind Teil eines umfassenden humanistisch-rhetorischen Konzepts, dessen humanistischer Lektürekreis sich mit einer christlichen Tugendlehre verband und so an traditionelle Inhalte eines spätmittelalterlichen Bildungshorizonts anschließen konnte. Dass in Publicius' Unterricht einige wenige esoterische Vorstellungen mitschwangen, die asketischer wie ethischer Natur waren und sich an Vorbilder verschiedener Herkunft knüpft en (Antike, Kirchenväter), zeigen die programmatischen Abgrenzungen von vulgus und census in der Interpunktionslehre des Autors. Diese Aspekte harmonierten off enbar mit humanistischen Inhalten, denen sie religiöse Rücksichten beifügten und deren ethischen Rahmen sie bildeten.

Die Adaptationsbemühungen des Erfurter Dozenten sind klar erkennbar auf verschiedenen Ebenen (didaktisch, methodisch, kulturell kontextualisierend) und belegen, dass eine radikale oder heidnische Ausformung humanistischer Vorstellungen, etwa im Sinne italienischer neuplatonischer Strömungen, sowie eine Frontstellung zu gängigen Lehrinhalten vermieden wurden.

Im Rückblick wird deutlich, dass sich die mnemotechnische Lehre des Wanderhumanisten weit diff erenzierter in zeitgenössische Diskurse einordnen lässt, wenn die lokale Primärrezeption einsehbar wird, was die Überlieferung der Sammlung Knaessens zu einem Glücksfall macht. Während die unkommentierten Lehrtexte oder Notizen mnemotechnischer Dozenten,29 die mit Erfurt verbunden

29 Gegen Ende des 15. Jhs. waren auch Ravennas und Riedner mit ihren Gedächtnislehren in Erfurt präsent. Johannes Riedner (um 1445–nach 1494) war ein zeitweilig in Erfurt tätiger Gelehrter aus Franken. Er brach, einige Jahre jünger als Publicius, nach einem Studium der Artes in Leipzig (1459–1468) nach Italien auf und erlangte in Bologna die Promotion zum Doktor des Kirchenrechts (1477). Aus dieser Phase stammten Kontakte zu einigen Humanisten (Peter Schott, Bohuslaw Lobkowitz von Hassenstein), mit denen Riedner später briefl ich korrespondierte; der Jurist schlug daraufh in, für einen Doktor der Rechte bemerkenswert, eine Laufb ahn als humanistischer Wanderlehrer ein. Riedner ist in dieser Rolle in Krakau (1479/80), Rostock (1480/81), Köln (1481), Mainz (1481/82), Erfurt (1482/83) und Ingolstadt (1484–1492/94) zu fi nden – zusätzlich wohl zu weiteren, nicht nachweisbaren Stationen. Der Humanist erlangte in Ingolstadt eine feste Lektur in arte humanitatis (Rhetorik und Poetik). Riedner hatte zwei Sammelhandschrift en hinterlassen, die seine Vorlesungstätigkeit dokumentieren. Zur Person Riedners siehe Schuh, 2013, 73–78 (v.a. für die Ingolstädter Phase, mit wertvollen biographischen Informationen). Vgl. Worstbrock, 1992, 67–70, bes. 67f. – In Erfurt wurde auch die mnemotechnische Lehre des Italieners Petrus Ravennas gedruckt (ca. 1448–1512/18): ‘Phoenix seu de artifi ciosa memoria’ (Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Inc.c.a. 1809). Ravennas war Schüler des Rechtsgelehrten Alessandro Tartagni da Imola in Pavia gewesen und durchreiste, als Jurist ausgebildet, Italien off enbar als Gedächtniskünstler und Dozent.

Er lehrte in Bologna, Ferrara, Pavia, Padua, Pisa und Pistoia (wohl im Jahr 1480, in dem er hier das Bürgerrecht erhielt), wechselte dann infolge einer fürstlichen Einladung in den deutschsprachigen Raum und war Dozent in Greifswald, Wittenberg und Köln. Zur Biographie vgl. Aretin, 1810, 178; mit Abweichungen Merino Jerez, 2007, 115. Diese Studie umfasst, neben einer ausführlichen Behandlung der genannten Zeitgenossen sowie der Druckgeschichte, auch eine kritische Edition sowie eine kommentierte spanische Übersetzung des ‘Phoenix’.

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sind, deutlicher den Karriereaspekt und die Berufstätigkeit hervortreten lassen – den berufspraktischen Nutzen benennen – und dabei die religiöse Einbindung schmälern, kann so eine realistischere Vermittlungssituation aufgezeigt werden, die off enbar dem spätmittelalterlichen Universitätsunterricht eher entsprach und das massive Weiterwirken der traditionellen Vorstellungswelt erweist. Dieser Unterricht basierte auf Elementen der christlichen Tugendlehre bzw. auf Kirchenväterschrift en, erforderte eine didaktische Anpassung des Stoff s – eine Reduktion auf die Grundelemente der Mnemotechnik, wobei für die Teilnehmer auch sprachlich ein eher niedriges Niveau anzusetzen ist – und lässt als Elemente eines elitären humanistischen Selbstverständnisses nicht nur Wissen, rhetorische Meisterschaft und Ansehen, sondern auch Askese und eine traditionelle Ethik hervortreten.

Bibliographie

Quellen und Editionen

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Erfurt, Universitätsbibliothek, CA 4°12.

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Jacobus Publicius, Institutiones oratoriae, Venedig: Erhard Ratdolt 1482.

London, British Library, Add MS 28805.

Quintilian, Institutio oratoria (publ. Russell, D. A.), Cambridge (Ma), London 2001.

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Forschungsliteratur

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Angelika Kemper

Jacobus Publicius in njegov učenec.

Umetnost spominjanja kot akademska vaja v pouku na erfurtski univerzi

Ključne besede: Univerza v Erfurtu, mnemotehnika, umetnost pomnjenja, Jacobus Publicius, pozni srednji vek, zgodnji humanizem, retorika, askeza

Članek se ukvarja z mnemotehničnim poukom na Univerzi v Erfurtu v zgodnjem humanizmu. V središču dogajanja je humanist Jacobus Publicius, ki je začasno poučeval v Erfurtu in pri tem podajal uspešno doktrino pomnjenja. Študentski zapisek njegovega slušatelja kaže orise njegovega nauka in »iz prve roke« daje dragocene vpoglede v praktično poučevanje mnemotehnike, ki ga je sicer pri raziskovanju komajda mogoče pojasniti.

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Angelika Kemper

Jacobus Publicius und sein Schüler.

Die Gedächtniskunst als akademische Übung im Erfurter Universitätsunterricht

Schlüsselwörter: Universität Erfurt, Mnemotechnik, Ars memorativa, Jacobus Publicius, Spätmittelalter, Frühhumanismus, Rhetorik, Askese

Der Aufsatz befasst sich mit dem mnemotechnischen Unterricht an der Universität Erfurt, der zur Zeit des Frühhumanismus stattfand. Im Zentrum steht der Humanist Jacobus Publicius, der eine erfolgreiche Gedächtnislehre vorlegte und zeitweilig in Erfurt lehrte. Eine studentische Mitschrift lässt die Umrisse seiner Lehre hervortreten und gibt ‘aus erster Hand’ wertvolle Einblicke in die mnemotechnische Unterrichtspraxis, die sonst für die Forschung kaum zu erhellen ist.

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Angelika Kemper

Jacobus Publicius and His Student.

The Mnemonic Teaching as Academic Exercise in Courses at the University of Erfurt

Keywords: University of Erfurt, mnemotechnics, Ars memorativa, Jacobus Publicius, Late Middle Ages, Early Humanism, rhetoric, ascetism

Th e contribution deals with mnemonic teaching at the University of Erfurt, which took place at the time of Early Humanism. Th e focus is on the humanist Jacobus Publicius, who produced a successful memory doctrine and temporarily taught in Erfurt. Th e outlines of his teaching appear in a student's transcript, giving fi rst-hand information and providing valuable insights into the mnemonic teaching practice, which is otherwise hardly accessible to researchers.

Reference

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