• Rezultati Niso Bili Najdeni

II. Theoretischer Teil

3. Andreas Winkelmann: Die Lieferung

Deutsche Leser lieben Krimis6

Kriminalromane gelten als das beliebteste Genre der Deutschen. Obwohl sie so gerne gelesen werden, werden sie immer noch oft als Trivialliteratur abgestempelt und nicht ernst genommen. In englischsprachigen Ländern wurden Krimis schon zur Jahrhundertwende um 1900 Teil wissenschaftlicher Studien, in Deutschland erst in den 1960er Jahren. Analysiert werden der gattungsgeschichtliche und der gattungspoetologische Ansatz, wie auch die literatursoziologischen und didaktischen Fragestellungen.

Kriminalliteratur ist der Oberbegriff für Kriminalromane und Kriminalerzählungen. Es darf nicht mit der Verbrechensliteratur7 gleichgesetzt werden. Die Kriminalliteratur beschäftigt sich mit den Bemühungen das Verbrechen aufzudecken und den Täter zu überführen und zu bestrafen. Am Rande beschäftigt sie sich auch mit dem Verbrechen an sich und der Strafe des Täters, doch im Vordergrund steht der Prozess den Täter zu finden. Die Entstehung der Kriminalliteratur ist mit der Entwicklung des bürgerlichen Rechtsstaates und der Strafprozessform (Verbrechensverfolgung) im 19. Jahrhundert verbunden. Diese Entwicklungen wurden in den Medien aufgegriffen und das Interesse an Rechtsfragen und dem Kriminal stieg. Kriminalliteratur entwickelte sich mit einer Mischung aus Realismus und Optimismus, dem Wechsel von Angst und Sicherheit, der Möglichkeit über ein Verbrechen zu lesen und zugleich davon distanziert zu sein zur perfekten Lektüre, die für Spannung sorgt.

Krimis werden in zwei idealtypische Stränge geteilt: die Detektiverzählung und den Thriller.

6 https://www.dw.com/de/deutsche-leser-lieben-krimis/a-4646024 (Zugriff: 18. 7. 2021)

7 „Versucht, die Motivationen des Verbrechers, seine äußeren und inneren Konflikte, seine Strafe zu erklären. Zur Verbrechensliteratur gehören Kunstwerke wie der König Ödipus des Sophokles oder Dostojewskis Schuld und Sühne.“ (Nusser 2009: 1).

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3.1.1. Thriller

Thriller sind auch unter den Namen Schauerromane oder kriminalistische Abenteuererzählungen bekannt. Es handelt sich um eine Kriminalgeschichte, bei der nicht das rätselhafte Verbrechen, sondern die Verfolgungsjagd hervorgehoben wird.

Das Ziel ist es den Täter, der bald identifiziert wird oder schon von Anfang an bekannt ist, so schnell wie möglich zu fangen. Das Verbrechen an sich ist nicht so wichtig, wird aber häufig am Rande thematisiert. Meistens besteht ein Thriller aus aufeinandergereihten spannenden Szenen. Vielmals beinhalten sie Kämpfe, Flucht, Verfolgung, Gefangennahme oder Befreiung. Der Detektiv (oder der Protagonist des Gesetzes) trifft auf Probleme und löst sie. Dabei kann es sich um äußere Hindernisse oder Personen handeln (vgl. Nusser 2009: 3). Oft werden Thriller nicht aus einer einheitlichen Figurenperspektive erzählt, sondern im Perspektivenwechsel.

3.2. Andreas Winkelmann

Andreas Winkelmann ist ein deutscher Schriftsteller, der im Dezember 1968 in einem kleinen Ort in Niedersachsen geboren wurde. Bevor er letztendlich ein freier Schriftsteller wurde, sprang er von einem Job zum anderen. Er studierte Sportwissenschaften und arbeitete als Sportlehrer, Soldat, Ausbilder bei der Armee, Taxifahrer, Versicherungsfachmann, freier Redakteur... Schon in der Schule hatte er sich zum Schreiben hingezogen gefühlt, obwohl er damals noch nicht gefordert wurde.

Seine größte Unterstützerin war und ist seine Frau, die er 1993 geheiratet und mit der er eine Tochter hat. Zusammen mit seiner Familie und zwei Hunden lebt er auf einem alten Bauernhof, der in der Nähe eines Friedhofes liegt und ihn wahrscheinlich bei seiner Arbeit als Thriller-Autor inspiriert.

Sein Debütroman mit dem Titel Der Gesang des Scherenschleifers erschien 2007 im Neuer Europa Verlag. 2013 wurde dieser unter dem Titel Der Gesang des Blutes im Rowohlt Verlag neu aufgelegt. Er schrieb einige Reihen mit unterschiedlichen Ermittlern. Seit 2017 veröffentlicht er Thriller unter dem Pseudonym Frank Kodiak.

2019 schrieb er seinen ersten Liebesroman Die Antwort auf Vielleicht, der im Verlag Lübbe unter dem Pseudonym Hendrik Winter veröffentlicht wurde. Neben den Romanen schrieb er auch einige Kurzgeschichten und ein Sachbuch. Er ist ein

15 beliebter Autor, dessen Bücher oft auf der Spiegel-Bestseller-Liste stehen. Mit dem Thriller Die Lieferung stand er sogar auf Platz eins.

Einige seiner Romane:

Blinder Instinkt (Goldmann Verlag, 2011)

Höllental (Goldmann Verlag, 2013)

Das Haus der Mädchen (Rowohlt Verlag, 2018)

Der Fahrer (Rowohlt Verlag, 2020)

Die Karte (Rowohlt Verlag, 2021)

Unter dem Pseudonym Frank Kodiak veröffentlicht:

Nummer 25 (Droemer Knaur, 2017)

Stirb zuerst (Droemer Knaur, 2018)

Das Fundstück (Droemer Knaur, 2019)

Amissa. Die Verlorenen (Droemer Knaur, 2020)

3.3. Die Lieferung

Der Thriller Die Lieferung wurde am 18. Juni 2019 im Rowohlt Verlag veröffentlicht. Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe mit dem Ermittlerpaar Jens Kerner und Becca Oswald (Kerner-Oswald-Reihe). Der 399 Seiten lange Roman wurde in mehreren Auflagen veröffentlicht und vom Publikum gut empfangen. Der Thriller ist auf den Prolog, sechs Kapitel mit Unterkapitel und den Epilog aufgeteilt. Die Handlung spielt in Hamburg und Umgebung. Eine genaue Zeit wird nicht angegeben, aber der Autor spielt mit Zeitsprüngen, die die Geschichte des Täters erläutern. Es handelt sich um einen personalen Erzähler, der von Unterkapitel zu Unterkapitel von einer zu anderen Figur springt.

Der Thriller erzählt von einem Täter, der Frauen entführt. Alle diese Frauen waren alleine Zuhause und haben Essen bestellt, doch danach gab es keine Spur mehr von ihnen. Im Prolog fängt es damit an, dass eine Frau, die Wohnung ihrer Nachbarin durchsucht, von der sie seit einiger Zeit nichts mehr gehört hat. In der Wohnung findet sie nur einen widerlich riechenden Pizzakarton, aus dem Fliegen raus und rein

16 krochen. Im ersten Kapitel folgt eine Szene, in der eine Jägerin nachts im Wald eine dürre bleiche Frau sieht, die an einen Geist erinnert. Im zweiten Unterkapitel lernt man eine weitere junge Frau kennen, die sich seit längerer Zeit beobachtet fühlt. Die drei Szenen wirken auf den ersten Blick willkürlich aneinandergereiht, aber sie liefern den ersten Einblick auf das Verbrechen und den Vorgangsprozess des Täters. Nach dem Notruf der Jägerin wird Jens Kerner dem Fall zugeteilt. Zusammen mit seiner Kollegin Rebecca Oswald versucht Kerner alles aufzulösen, was ihm durch eine Reihe von Problemen und Zufällen am Ende auch gelingt.

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