• Rezultati Niso Bili Najdeni

II. Theoretischer Teil

2. Emotionen

2.1. Definitionen

Wenn von Emotionen die Rede ist, fehlen uns oft die Worte. Es ist schwierig auszudrücken und zu beschreiben, wie man sich fühlt und was man empfindet. Wie soll man dann erst den Begriff Emotion definieren? Schwarz-Friesel (2013) meint, dass es problematisch ist, weil es sich um interne und subjektive Eigenschaften der Menschen handelt. Sie beeinflussen sowohl das Handeln, wie auch die Denk- und Entscheidungsprozesse.

Nach DWDS4 ist eine Emotion ein gehobener Ausdruck für ‚Gemütsbewegung, Gefühl‘. Ein Gefühl5 ist:

1. ‚Wahrnehmung durch die Sinnesorgane‘

2. ‚psychische Regung, Empfindung ⟨ein Gefühl für etw. haben⟩ Sinn, Verständnis für etw. haben‘

Schwarz-Friesel (2013) listet eine ganze Reihe von Definitionen auf, die versuchen in wenigen Worten diesen komplexen Begriff zu beschreiben.

Humboldt beschreibt die Emotion als „individuelles bzw. subjektives Erleben innerer oder äußerer Reize zwischen den Polen ‚angenehm‘ und ‚unangenehm‘. Das Gefühl wird von Erregung (Spannung) oder Beruhigung (Entspannung) begleitet“ (zit. n.

Schwarz-Friesel 2013: 46).

Nach Hülshoff (2012) sind Emotionen „körperlich-seelische Reaktionen, durch die ein Umweltereignis aufgenommen, verarbeitet, klassifiziert und interpretiert wird, wobei eine Bewertung stattfindet.“ (Hülshoff 2012: 14, zit. n. Schwarz-Friesel 2013: 47)

Laut Köck hat auch Charles Darwin eine eigene Definition veröffentlicht, die vor allem in der Welt der Biologie bekannt ist: Emotionen sind „Instinkte ererbte, artspezifische, überlebenssichernde Verhaltensweisen, die im Gehirn gespeichert sind“ (Köck 1993:

222; zit. n. Schwarz-Friesel 2013: 53).

Emotionen werden immer als Phänomene beschrieben: als kognitive oder affektive, als psychologische oder motivationale, als expressive, disruptive oder adaptive...

4 https://www.dwds.de/wb/Emotion (Zugriff: 6. 7. 2021)

5 https://www.dwds.de/wb/Gef%C3%BChl (Zugriff: 6. 7. 2021)

9 Schwarz-Friesel (ebd.: 48) schlägt selber eine Arbeitsdefinition vor und zwar eine Emotion als „einen mehrdimensionalen Komplex von bewussten und unbewussten Kenntnissen, Repräsentationen und Prozessen“ zu beschreiben.

Emotionen und Gefühle sind nach Damasio (2003) nicht nur mit der Gehirnaktivität verbunden, sondern mit dem ganzen Organismus. Wenn man eine Emotion erlebt, zeigt sich das nämlich als Gestik, Mimik, Schwitzen, Herzrasen, Rotwerden... genau diese Erscheinungen werden oft in der Sprache in der Form von Phrasemen aufgegriffen.

2.2. Aufteilung der Emotionen

In der Gewohnheit des Menschen ist, dass er alles in Kategorien einteilt. So versuchen Wissenschaftler auch Emotionen in bestimmte Gruppen einzuteilen, doch sie stoßen dabei auf Probleme. Emotionen kann man auf zwei Arten aufteilen, einerseits nach ihren Funktionen und andererseits nach ihrer Struktur. Die Kategorisierung nach Struktur ist bekannter, da sie die Emotionen nach ihren inbegriffenen Merkmalen einteilt. Es gibt also „einfache“ und „komplexe“ Emotionen. Die „einfachen“, die auch Grund- bzw. Basisemotionen oder sogar Primäremotionen genannt werden, sind universal und angeboren. Welche diese Emotionen sind, ist schwer zu sagen. Oft wird gemeint, dass es die Emotionen sind, die anhand ihres Geschichtsausdruckes in allen Kulturen erkannt werden. Nach Damasio (2004, 2010) sind es die Emotionen, die in allen Menschen neuronal verankert sind.

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WISSENSCHAFTLER BASISEMOTIONEN

Ekman (1988) Glück, Zorn, Trauer, Furcht, Ekel, Überraschung, Verachtung

Plutchik (1984) Vertrauen, Ärger, Antizipation, Ekel, Freude, Furcht, Trauer, Überraschung

Izard (1992)

Interesse, Leid, Widerwillen, Freude, Zorn, Überraschung, Scham, Furcht, Verachtung, Schuldgefühl

Oatley/Johnson-Lairad (1987) Freude/Glück, Trauer, Angst/Furcht, Zorn, Ekel Argyle (1996) Glück, Trauer, Furcht, Wut, Ekel, Erstaunen,

Interesse

Tabelle der Basisemotionen (vgl. Schwarz-Friesel 2013: 66).

Emotionen können auch nach Funktionen kategorisiert sein. Auch hier kann es zu Unstimmigkeiten kommen, weil sich bei manchen Emotionen die Funktionen überlappen.

Nach Schwarz-Friesel (2013: 67) kann man die Emotionen in vier Kategorien einteilen:

• „mit denen Menschen ihr Verhältnis zu ihren Mitmenschen definieren (wie Liebe, Hass, Eifersucht, Neid, Sympathie, Mitleid etc.),

• die Menschen auf sich selbst, ihr Inneres und/oder ihr Verhalten beziehen (wie Scham, Reue, Minderwertigkeit, Stolz),

• die durch bestimmte situative Faktoren ausgelöst werden (wie Trauer, Freude, Ärger, Sorge)

• die als Reaktion auf eine Bedrohung entstehen und starke körperliche Symptome bewirken (wie Panik, Erschrecken, Furcht).“

Emotionen kann man auch einfach in zwei Gruppen einteilen und zwar in positive/angenehme und negative/unangenehme (angenehm oder unangenehm für den Menschen, d.h. seine Psyche und Wohlbefinden) Emotionen. Das wirkt auf den ersten Blick einfach, aber was soll man mit Emotionen wie „Hassliebe“ machen? Die meisten Emotionen können jedoch trotzdem grob so eingeteilt werden.

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2.2.1. Negative Emotionen

Negative Emotionen sind die Emotionen, die das Wohlbefinden des Menschen negativ beeinflussen. Negative Basisemotionen sind Ekel, Furcht, Trauer und Zorn. Einige zählen dazu auch Scham, Verachtung, Schuldgefühl, aber die vorher erwähnten vier werden von allen Forschern akzeptiert.

Andere negative Emotionen sind: Leid, Kummer, Verzweiflung, Trübsal, Melancholie, Niedergeschlagenheit, Einsamkeit, Angst, Besorgnis, Bestürzung, Nervosität, Zaghaftigkeit, Schrecken, Grauen, Entsetzen, Gruseln, Panik, Wut, Empörung, Groll, Entrüstung, Verbitterung, Verärgerung, Abneigung, Aversion, Widerwille, Verachtung, Überdruss... (vgl. Schwarz-Friesel 2013: 68).

2.3. Emotionen und Phraseme

Sprache und Emotionen gehen Hand in Hand. Emotionen beeinflussen unser Sprechen: Wir stottern, wenn wir nervös sind. Wir reden laut, wenn wir wütend sind.

Wir verschlucken Laute, wenn wir aufgeregt sind. Obwohl Emotionen so eng mit der Sprache verbunden sind, ist es oft schwer über sie zu reden. Weil Gefühle subjektive und interne Phänomene sind, findet man einfach nicht die passenden Worte, die das ausdrücken würden, was wir fühlen. Emotionen kann man auf zwei Arten ausdrücken:

entweder explizit (versuchen die Emotionen und damit verbundene Begleiterscheinungen in Worte zu fassen) oder implizit (mit der Art und Weise des Sprechens). Emotionen können sich auf der Ebene der Phonetik, Morphologie, Lexik und der Syntax ausdrücken lassen. Eine der besten Lösungen dafür sind gerade Phraseme. Mit ihrer phraseologischen Bedeutung und Sprachökonomie lassen sie sich gut in Texte integrieren und versuchen die komplexen inneren Prozesse zu beschreiben.

Am leichtesten thematisiert man Emotionen, indem die wahrnehmbaren nonverbalen Ausdrücke durch Phraseme in Wörter gefasst werden. So können Phraseme Mimik und Gestik (den Kopf hängen lassen, sich vor Lachen biegen, Tränen lachen, sich die Augen aus dem Kopf weinen ...) oder körperliche Zustände, die Emotionen begleiten (jemanden rutscht das Herz in die Hose, jemanden schlägt das Herz bis zum Hals, Blut und Wasser schwitzen, die Augen aufreißen, aussehen wie eine Wasserleiche ...),

12 beschreiben. Durch den Gebrauch der Phraseme wird eine höhere Expressivität geäußert, als wenn man „normale“ Lexeme benutzt. Mit dem Phrasem wird etwas bewertet und subjektiviert, eine Emotion wird ausgedrückt. Noch expressiver wird es, wenn eine der Komponenten konnotiert wird (z. B. das Maul halten anstatt den Mund halten). Die Emotion, die durch ein Phrasem geäußert wird, kann positiv oder negativ sein: Freude oder Trauer, Liebe oder Hass... Oft kommt es bei der Bestimmung der Emotion auf den Kontext an.

Es gibt Phraseme, bei denen sich eine der Komponenten auf eine Emotion bezieht (z.

B. jemandem sitzt die Angst im Nacken 'jemand hat große Angst') und die Verbindung zwischen Emotion und Sprache offensichtlicher macht. Es gibt aber auch Phraseme, die erst durch die phraseologische Bedeutung mit Emotionen verbunden werden (z. B.

jemanden ein Dorn im Auge sein 'jemanden stören, ihm verhasst sein').

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3. Andreas Winkelmann: Die Lieferung