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Mit dem multisensorischen Lernen sind das Lernen und Erwerb einer neuen Fremdsprache sowohl leichter als auch erfolgreicher. Multisensorisches Lernen wird in der Literatur als Lernen mit allen Sinnen bezeichnet. Schon Johann Heinrich Pestalozzi sprach von mehreren Sinnen beim Lernen.

In unseren Schulen überwiegt der Unterricht, der sich eigentlich mehr oder weniger nur auf das Auditive und Visuelle konzentriert (weil am häufigsten die frontale Unterrichtsform verwendet wird). Dabei vergisst die Lehrkraft meistens, dass Menschen fünf innere und fünf äußere Sinne haben. Wir verwenden unsere Sinne nämlich extern, wenn wir Informationen empfangen und die Welt wahrnehmen, und intern, wenn wir die empfangenen Informationen verarbeiten, darüber nachdenken, Erfahrungen erneut erleben und unsere eigene Vorstellung vom tatsächlichen Zustand der Dinge und Ereignisse um uns herum erstellen. Jedoch ist in der modernen pädagogischen Praxis der multisensorische Unterricht schon teilweise etabliert, der im Verlauf des Wissenstransfers – mit dem Ziel einer ganzheitlicheren und angepassten Lernerfahrung - versucht, mehrere Sinne anzusprechen (vgl. Šepec, 2013, S. 275).

18 Multisensorischer Unterricht erscheint in der Literatur auch unter dem Namen "ganzheitlicher",

"globaler" oder "integrierter" Unterricht (vgl. ebd.).

Multisensorisches Lernen fördert Aktivierung von beiden Gehirnhälften – der linken und der rechten Gehirnhemisphäre.

Das Gehirn besteht aus drei Hauptteilen - Stamm, Kleinhirn und Großhirn. Von diesen drei Teilen ist das Großhirn beim Lernen am wichtigsten, da hier Funktionen höherer Ordnung wie Gedächtnis und Argumentation auftreten. Jeder Bereich des Großhirns sei nach Ford für eine Funktion spezialisiert – Sehen, Hören, Sprechen, Berühren, Kurzzeitgedächtnis, Langzeitgedächtnis, Sprache und Argumentationsfähigkeiten sind für das Lernen am wichtigsten (vgl. Ford, 2011).

Wie schon erwähnt, besteht das Großhirn aus zwei Gehirnhälften. Die beiden Seiten sind durch ein wichtiges Nervensystem miteinander verbunden. Je mehr das Gehirn stimuliert wird, desto mehr Verbindungen entstehen und desto größer ist die geistige Fähigkeit eines Menschen. Das bedeutet auch, je mehr wir die linke und die rechte Gehirnhälfte verbinden, desto besser funktioniert unser Gehirn und desto mehr lernen wir (vgl. Kosevski Puljić, 2015, S.119).

Für ganzheitliches Lernen ist die Aktivierung von beiden, insbesondere der rechten Gehirnhälfte wichtig.

Auf der anderen Seite befindet sich in der linken Gehirnhälfte der Sitz von Logik, Sprache, analytischem und abstraktem Denken (vgl. ebd.).

Grinder (vgl. Grinder, 1989, S. 62) stellte die Fähigkeiten der beiden Hemisphären zusammen.

Nach seinen Erfahrungen seien die Eigenschaften der Lernenden gemäß der Arbeitsteilung im Gehirn folgende:

19

‚Linkhemisphärische‘ Lernende ‚Rechthemisphärische‘ Lernende

sehen Symbole (Buchstaben, Wörter) sehen konkrete Gegenstände und laufen Gefahr, nicht lesen zu lernen

zeigen die visuellen Verhaltensindikatoren zeigen visuelle und kinästhetische Verhaltensindikatoren brauchen klare, spezifische und schriftliche

Anweisungen

sind Selbstunterhalter und haben hohe Ablenkbarkeit

können Fakten gut wiedergeben sind ansprechbar für persönliche Beziehungen

kommen mit unstrukturierten und nicht klar umrissenen Aufgaben nicht zurecht

möchten Informationen anhand von Darstellungen, Karten und Übersichten

bekommen

wollen geleistete Arbeit überprüfen wählen gern selbst Beschäftigung aus, die Kreativität erfordert

möchten Informationen schriftlich

bekommen raten gern und gebrauchen ihre Intuition sind aufmerksam von innen heraus bedingte Aufmerksamkeit von außen

Tabelle 1: Grinders Zusammenstellung der Vergleich der Funktionen der beiden Hemisphären (1989, S.

62)5

Das Ziel des Fremdsprachenunterrichts soll die Beherrschung der Sprache sein. Deswegen sollten Informationen, Regeln und Vokabeln im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Wenn die Lernenden z.B. Vokabeln die letzte Minute (oder den letzten Tag) vor der Prüfung lernen, bleiben sie im Kurzzeitgedächtnis. Das bedeutet, dass sie in der Prüfung vielleicht alle Punkte erreichen, vergessen aber die Hälfte innerhalb einer Woche und nach längerer Zeit bleiben die Informationen nicht mehr im Gedächtnis. Das Langzeitgedächtnis speichert Informationen mit

5 Grinder, Michale (1989): NLP für Lehrer. Ein praxisorientiertes Arbeitsbuch. Kirchzarten bei Freiburg: VAK Verlag. S. 62.

20 einer unbegrenzten Aufnahmefähigkeit und speichert sie nur, wenn sie zuvor ungestört die Ebenen des Ultrakurzzeit- und des Kurzzeitgedächtnisses erreicht haben.

Das Ziel der Verknüpfung verschiedener Sinne besteht darin, beide Gehirnhälften zu aktivieren, was als multisensorisches Lernen bezeichnet wird und ein wichtiger Bestandteil des ganzheitlichen Lernens ist (vgl. Kosevski Puljić, 2015, S. 33-34). Wahrnehmungssysteme werden nach dem Prinzip von VAKOG unterteilt, und zwar in visuelle (das Sehen), auditive (das Hören), kinästhetische (das Tun und Fühlen), taktile (Tasten), olfaktorische (der Geruch) und gustatorische Typen (der Geschmack).

Mohl (1993, S. 21) erklärt, dass unterschiedliche Elemente der Körpersprache der Lehrkraft sinnesspezifisch wahrgenommen werden könnten. Visuell können Atmung, Gesichtsfarbe, Augenbewegung, Lippenbewegung, Muskelspannung, ideomotorische (d.h. unbewusste) Bewegungen, Haltung und Bewegungen von Körperteilen wahrgenommen. Sprechtempo, Tonlage, Lautstärke und Timbre werden auditiv wahrgenommen. Hauttemperatur, Feuchtigkeit, Muskelspannung und Druck sind mit der kinästhetischen Wahrnehmung verbunden. Alkohol, Parfüm und Schweiß nimmt man olfaktorisch wahr (vgl. Mohl, 1993, S.

21).

Im Folgenden werden die bestimmten Sinnestypen näher beschrieben.

Die visuellen Lernenden brauchen bildliche Unterstützung beim Lernen. Sie haben und brauchen einen klaren Überblick (vgl. Šepec, 2013, S.278-279). Sie merken sich, indem sie Bilder sehen, und werden weniger durch Lärm abgelenkt (vgl. Sprackling). Visuelle Lernenden machen sich oft Notizen oder zeichnen gern. Sie spielen gern Memory oder Puzzle. Markierung im Text ist ihnen wichtig, wonach auch in den Lehrwerken gesucht wird – sie lernen mit Farben (sie unterstreichen oder schreiben mit verschiedenen Farben oder benutzen Textmarker), zeichnen Bilder zu den Notizen und benutzen gern Symbole, Diagramme. Solche Lernenden erstellen oft Mind-Maps und sehen sich zuerst die Bilder an, dann lesen sie die Bildunterschriften und erst danach beginnen sie mit dem Lesen des Texts (vgl. Kosevski Puljić, 2015, S. 36). Im Unterricht mögen sie Arbeitsblätter, Präsentationen auf Postern oder Tafeln mit Hilfe von Bildern, Diagrammen, Farben und Gedankenmustern. Phantasiereisen sind ihnen nahe, aber sie sind nicht allzu begeistert von Beispielen, Geschichten und der Arbeit in Paaren oder Gruppen (vgl. Šepec, 2013, S.279).

21 Ein weiterer Sinnestyp, der durch Hören und Sprechen am besten lernt, ist der auditive Sinnestyp. Sie halten gern Referate, hören gern Hörgeschichten und –texte und können sich leicht Melodien merken. Typisch für sie ist auch, dass sie mit den anderen über die Lerninhalte reden und den Mitschülern den Lernstoff erklären (vgl. Kosevski Puljić 2015, S. 37). Solche Lernenden mögen Paararbeit, Gruppenarbeit, Fragenstellung oder Diskussionen. Bei diesem Schülertyp können Methoden wie zum Beispiel Rollenspiele und Dialoge angewandt werden (vgl. Šepec, 2013, S. 279-281).

Es gibt auch kinästhetische Lernenden, denen beim Lernen Bewegung hilft. Sie bewegen sich oft und reden langsam. Am besten lernen sie, wenn sie etwas selbst machen bzw. ausprobieren.

Sie bewegen sich gern durch den Raum oder machen einen Spaziergang, während sie lernen.

Solche Lernenden mögen dramatische Spiele wie z.B. Rollenspiele oder Pantomime (vgl.

Kosevski Puljić 2015, S. 37). Sie mögen Geschichten und zeigen gern ihre Emotionen (vgl.

Šepec, 2013, S. 282). In der Analyse wurden solche Aufgaben gesucht, bei denen sich die Lernenden bewegen oder etwas selbst machen. Sie kommen auch in den ausgewählten Lehrwerken ab und zu vor.

Die drei Sinnestypen, die oben beschrieben wurden, sind die häufigsten Typen von Lernenden.

Es gibt noch zwei weitere Sinnestypen, die am besten durch Riechen bzw. Schmecken lernen.

Olfaktorische Lernenden lernen durch Riechen. Sie verbinden den Lernstoff mit den Gerüchen und haben eine ‚feine‘ Nase (vgl. Kosevski Puljič 2015, S. 38), während die gustatorischen Lernenden durch Schmecken lernen. Sie können optimal lernen, wenn sie den Lernstoff mit den Geschmäckern verbinden (vgl. ebd.).

Im Laufe der Jahre wurde der Fokus auf drei Arten von Lernenden übersetzt (der visuelle, der auditive und der kinästhetische Sinnestype), obwohl es Variationen zu diesen drei Hauptbereichen gab. Menschen nutzen alle ihre fünf Sinne, um die Welt um sie herum wahrzunehmen. Bei vielen werden mehreren Sinnen auf einmal bevorzugt. Über solche Überlappungen von mehreren Sinnen hat schon Howard Gardner in seiner Theorie der multiplen Intelligenzen geschrieben. Gardner hat sich mit seiner Theorie sehr der Theorie der Sinnestypen genähert. Er unterscheidet mindestens neun unterschiedliche Intelligenzen, die teilweise auch eng mit den Sinneswahrnehmungen verbunden sind. Zum Beispiel, die Fähigkeit, die visuell-räumliche Welt genau wahrzunehmen und die anfänglichen Wahrnehmungen zu modifizieren (vgl. Jeral, 2010, S. 7) ist natürlich eng verbunden mit dem visuellen Sinnestypen. Auch zum Beispiel die logisch-mathematische Intelligenz nach Gardner

22 ist auch mit der Arbeit der linken Hemisphäre eng verbunden, die musikalisch-rhythmische Intelligenz aber mit den Arealen in der rechten Hemisphäre. Es gibt noch andere Intelligenzen, die auch Verbindungen mit den einzelnen Sinnestypen aufweisen.

Seine Unterteilung der Intelligenzen wird als ganzheitlich bezeichnet, da sich diese Theorie mit der Arbeit des menschlichen Gehirns verbindet. Zum Beispiel die musikalisch-rhythmische Intelligenz fördert die Aktivierung der rechten Gehirnhälfte, was als Ganzheitlichkeit betrachtet wird. Es ist wichtig, dass die beiden Gehirnhälften aktiviert und stimuliert werden, insbesondere die rechte.

In den Lehrwerken überlappen sich mehrmals die Bereiche der Intelligenzen mit den Aufgaben für unterschiedliche Sinnestypen. Zum Beispiel, verbal-sprachliche, körperlich-kinästhetische und zwischenmenschliche Intelligenz brauchen die Lernenden bei den Dialogen oder wenn sie ein Rollenspiel vorspielen. Dieser Bereich wurde in den ausgewählten Lehrwerken nicht direkt untersucht, bei einigen Aufgaben, wo sich mehrere Sinne überlappen, könnte man das auch mit dieser Theorie verbinden.

Einer der bedeutendsten Elemente der Ganzheitlichkeit, die im Fremdsprachenunterricht verwendet werden und in den Lehrwerken oft vorkommen, ist die bildliche Darstellung bzw.

Visualisierung, die auch eng mit der visuellen Sinneswahrnehmung verbunden ist.